Großbritannien Entsetzen über Messerangriff: Was bisher bekannt ist und was nicht

Forensiker ermitteln am Bahnhof von Huntingdon in Cambridgeshire, England
Forensiker ermitteln am Bahnhof von Huntingdon in England
© Joe Giddens / DPA
England steht unter Schock: Mehrere Menschen wurden in einem Zug mit einem Messer angegriffen. Die Polizei nahm zwei Verdächtige fest. Der aktuelle Stand der Ermittlungen.

In einem Zug nahe der englischen Stadt Huntingdon sind Fahrgäste angegriffen worden. Mehrere Menschen wurden verletzt. Augenzeugen berichteten von dramatischen Szenen in den Waggons des Zuges. Fahrgäste hätten einen Mann mit einem großen Messer gesehen. Viele seien panisch durch die Waggons gerannt und hätten sich auf den Toiletten versteckt, überall sei Blut gewesen.

Ein forensischer Ermittler fotografiert den Tatort auf dem Bahnsteig des Bahnhofs Huntingdon
Ein forensischer Ermittler fotografiert den Tatort auf dem Bahnsteig des Bahnhofs Huntingdon
© Joe Giddens / DPA

Die Polizei nahm zwei Männer fest. Die Ermittlungen laufen, einen Terrorangriff schließen die Beamten aus. Das Motiv bleibt dennoch unklar, genau wie viele andere Fragen und Details. Ein Überblick über den aktuellen Stand der Ermittlungen:

Was wir wissen

  • Ort und Zeit: Der Angriff ereignete sich am Samstagabend in einem Zug auf dem Weg von Doncaster nach London, als der Zug in der Nähe der Stadt Huntingdon (Grafschaft Cambridgeshire) unterwegs war. Die Polizei wurde um 19.42 Uhr Ortszeit alarmiert.
  • Opfer: Zehn Menschen waren am Abend ins Krankenhaus gebracht worden. Zunächst ging die Polizei davon aus, dass sich neun von ihnen in einem lebensbedrohlichen Zustand befinden, wie Superintendent John Loveless sagte. Fünf Menschen konnten inzwischen entlassen werden.

     

    Ein Mensch befindet sich weiterhin in einem lebensbedrohlichen Zustand, zunächst waren es zwei gewesen. Den Angaben zufolge handelt es sich bei dem Schwerverletzten um einen Mitarbeiter der Bahn, der versucht hat, den Angreifer aufzuhalten. Seine Handlungen seien "heldenhaft" gewesen, teilte die Polizei mit. Eine weitere Person hatte ebenfalls ein Krankenhaus aufgesucht, insgesamt waren also elf Menschen zumindest kurzfristig in einer Klinik.

  • Festnahmen: Zwei Männer wurden von bewaffneten Einsatzkräften am Bahnhof Huntingdon innerhalb weniger Minuten wegen des Verdachts des versuchten Mordes festgenommen, als der Zug dort gestoppt wurde: ein 32-Jähriger und ein 35-Jähriger. Letzter wurde ohne weitere Maßnahmen wieder freigelassen, wie es am Sonntagabend hieß. Er war durch Zeugenhinweise irrtümlich in Verdacht geraten. 

     

    Der 32-Jährige bleibt wegen des Verdachts des versuchten Mordes in Haft. Er ist in Großbritannien geboren und hat einen Migrationshintergrund.

  • Tatwaffe: Am Sonntagabend teilte die Polizei mit, ein Messer am Tatort sichergestellt zu haben.
  • Ermittlungen: In der Nacht wurde die britische Anti-Terror-Polizei hinzugezogen, zunächst wurden aber keine Hinweise auf ein terroristisches Motiv bekannt. Das sei eine Ermittlung der British Transport Police, sagte Superintendent Loveless am Sonntag.
  • Ermittlungen: In der Nacht wurde die britische Anti-Terror-Polizei zu den Ermittlungen hinzugezogen, laut British Transport Police handelt es sich um einen "schwerwiegenden Vorfall". Einen terroristischen Hintergrund schließen die Ermittler derzeit aus.
  • Reaktionen: Premierminister Keir Starmer nannte den Angriff einen "schrecklichen" und "zutiefst beunruhigenden Vorfall". Innenministerin Shabana Mahmood zeigte sich "zutiefst bestürzt" und rief dazu auf, Spekulationen zu vermeiden.
  • Einsatzlage: Ein Großaufgebot an Polizei und Rettungskräften war im Einsatz. Der Bahnhof Huntingdon wurdevorübergehend gesperrt.
Polizeibeamte stehen bei der Notfallausrüstung am abgeriegelten Bahnhof von Huntingdon
Polizeibeamte stehen bei der Notfallausrüstung am abgeriegelten Bahnhof von Huntingdon
© Chris Radburn / DPA

Was wir nicht wissen:

  • Motiv: Ob der Angriff politische oder sonstige Hintergründe hatte, war zunächst unklar.
  • Hinweise auf weitere Beteiligte: Es gibt derzeit keine bestätigten Hinweise auf weitere Täter, doch die Ermittlungen dazu laufen noch.
  • Ablauf: Der exakte Ablauf des Angriffs im Zug war zunächst unklar. Spezialisierte Ermittler befassen sich nun mit den weiteren Ermittlungen zum Ablauf und dem Hintergrund Tatverdächtigem.

Der Vorfall in Hundington ist einer von vielen seiner Art. Anfang Oktober hatte ein mit einem Messer bewaffneter Angreifer vor einer Synagoge in Manchester einen Mann getötet.

Polizei-Superintendent John Loveless spricht vor der Presse
Polizei-Superintendent John Loveless spricht vor der Presse
© Kirsty Wigglesworth / DPA

Nach Regierungsangaben hat die Messergewalt in England und Wales seit 2011 stetig zugenommen. Starmer sprach in diesem Zusammenhang von einer "nationalen Krise". Im Rahmen der Bemühungen seiner Regierung, die Messerkriminalität binnen zehn Jahren zu halbieren, wurden in England und Wales nach Angaben des Innenministeriums fast 60.000 Messer "beschlagnahmt oder abgegeben".

Das Tragen eines Messers in der Öffentlichkeit kann mit bis zu vier Jahren Gefängnis bestraft werden. Die Zahl der tödlichen Messerangriffe ging nach Angaben der Regierung im vergangenen Jahr um 18 Prozent zurück.

DPA
cl

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