Die wichtigste Urlaubergruppe im österreichischen Tourismus sind noch vor den einheimischen Gästen die Deutschen. Sie gelten als unkompliziert. Einzig die kleine Gruppe von Deutschen, die in den Gastgebern offen nur "hinterwäldlerische Älpler" sehen, die "mit ihrem Geld prahlen und durch ihr lautes, aufdringliches Wesen unangenehm auffallen" werden laut Österreich-Duden abwertend "Piefke" genannt.
Belehrung und Selbstüberschätzung
Dieser Urlaubertyp belehrt die Einheimischen, wie das tägliche Leben besser organisiert werden kann und weiß generell alles besser als die Gastgeber. Diese Selbstüberschätzung führt nicht selten dazu, dass die Gäste alle Ratschläge in den Wind schlagen, zu waghalsigen Wander- oder Skitouren aufbrechen - und dann von der Bergrettung verletzt oder sogar tot geborgen werden.
Das Verhältnis zwischen vielen Österreichern und dem großen Nachbarn ist jedenfalls traditionell gespannt. "Die Antipathie gegen Piefke ist die einzige bei den Intellektuellen anerkannte Form der Fremdenfeindlichkeit", sagte die aus Deutschland stammende Wiener Historikerin Brigitte Hamann. Wie in der Familie stichelt der kleine Bruder Österreich gegen den großen.
Mit Psychologie gegen das "Piefke-Trauma"
Obwohl die deutschen Fußballer international deutlich besser abschneiden: Nirgendwo sonst freut man sich so schadenfroh über deren Niederlagen. Nur beim Skifahren werden die österreichische Dominanz und das deutsche Versagen in jedem Winter in den Medien genüsslich ausgebreitet. Bevor Österreichs Faustballer im letzten August in Erlangen Europameister wurden, musste zunächst ein Psychologe ran, um "das Piefke-Trauma aus den Köpfen der Spieler zu vertreiben". "Der Deutschland-Komplex wurde von Spielergeneration zu Spielergeneration vererbt - doch jetzt ist der Bann gebrochen", freute sich Österreichs Teamchef Ernst Almhofer.