Wir sind zwar alle Papst, aber offenbar nicht besonders bibelfest. Zum Beispiel Lukas 18,16: "Lasset die Kindlein zu mir kommen, denn ihrer ist das Himmelreich". Für die AZ in München fast schon ein Wink des Himmels dafür, das "zu mir" als "bei mir" zu missverstehen und siebenspaltig darüber zu spekulieren, was wohl wäre, wenn auf dem Islinger Feld bei Regensburg 300.000 Menschen den Worten des Heiligen Vaters folgten und "plötzlich schreit eine Frau - sie ist hochschwanger, die Wehen haben eingesetzt".
Dank einer "Art Puffer-Krankenhaus", das von den Regensburger Kliniken auf der Papstwiese für alle Fälle organisiert werden soll, ginge die Geburt wohl glatt, womöglich werden es sogar "etwa fünf", weil "schon mehrere " Hochschwangere gesagt hätten: "Wir möchten unser Kind während der Messe gebären".
Crashkurs Katholizismus
Das Erzbischöfliche Ordinariat München-Freising hat davon zwar nichts gehört, sah sich aber darin bestärkt, dass den Damen und Herren der Medien ein Crashkurs über das wahre Wesen der katholischen Kirche und des Papsttums unter besonderer Berücksichtigung der katholischen Liturgie, also ein "Papstbriefing", gut tun könnte. Zumal es ja auch schon lange vor der päpstlichen Erscheinung in Ober- und Niederbayern ein paar diskussionswürdige Beiträge gab. Etwa zu der Frage, ob die Gemeinde, in der Benedikt XVI. gezeugt worden war, daraus Kapital schlagen könnte. Man einigte sich schließlich auf die Formel: "Geschmacklos".
Zu dem Papstbriefing im ehemaligen Karmelitenkloster mitten in München sind immerhin zwei Dutzend Journalisten gekommen, sogar die katholische Nachrichtenagentur ist dabei. Das Erzbischöfliche Ordinariat vertreten der Öffentlichkeitsreferent Armin Wouters, sozusagen protokollarischer Chef des Papstbesuchs, und Heinrich Häckler, ein Experte für die Liturgie. Er hat ein umfangreiches Glossar zu seinem Spezialgebiet mitgebracht, das mit Sicherheit viele Antworten auf Günter Jauchs Millionenfragen enthält.
Zum Beispiel den Hinweis, dass ein "Asterikus" mit Obelix nichts zu tun hat, sondern das "Sternchen zwischen den beiden Hälften eines Psalmverses zur Kennzeichnung der Mittelkadenz in der Psalmodie" ist. Und der Stab des Papstes heißt "Ferula", und gebogen ist er darum, weil die Hirten mit ihren krummen Stäben früher nach den Füssen der Schafe angelten, so wie der Heilige Vater heute symbolisch Glaubensbrüder einfängt.
Ausgewählte Zuhörer statt Massenveranstaltung
Als Herrscher im Vatikan ist er allerdings auch Staatsoberhaupt, weshalb Benedikt XVI. zum gleichrangigen Bundespräsident Köhler geht, während Frau Merkel und Herr Stoiber sich zum Papst bemühen müssen. Und wenn der sich zur Ruhe begibt, dann ausschließlich in einem katholischen Haus, das der Kirche gehört und mit dem Einzug des Heiligen Vaters zu exterritorialem Gebiet wird.
Am Ende bittet der Herr Röhmel darum, man möge doch bitte nicht von einer "Massenveranstaltung" sprechen oder schreiben. Denn: "Da sind zwar Massen von Leuten da, aber es entsteht eine Gemeinschaft", und die Medien sollten ein Teil davon sein. Wozu der Liturgiekundige sagt: Actuosa participacio (tätige Teilnahme).