Rettungsaktion in Chile Der Schichtleiter kam zuletzt aus der Mine

Chile im Freudentaumel: Alle 33 verschütteten Bergleute sind sicher ans Tageslicht geholt worden, als letzter entstieg Schichtleiter Luis Alberto Urzua der schmalen Rettungskapsel.

Das Wunder von Chile ist perfekt: Als letzter der 33 verschütteten Bergleute stieg am am Mittwochabend (Ortszeit) auch Schichtleiter Luis Urzúa aus der Rettungskapsel, in der die Kumpel nach fast zehn Wochen in ihrem unterirdischen Gefängnis an die Erdoberfläche gezogen wurden. Im ganzen Land brachen nach der spektakulärsten Rettungaktion in der Geschichte des Bergbaus Jubelstürme aus.

33 Luftballons in den Nationalfarben Rot, Weiß und Blau stiegen über der Mine San José in den Himmel, als der 54-jährige Urzúa um 21.55 Uhr (02.55 Uhr MESZ) zurück an der Erdoberfläche empfangen wurde. "Mein Dank geht an ganz Chile und all die, die uns gerettet haben", sagte der zweifache Familienvater nach seiner Rettung. "Ich bin stolz, hier zu leben".

Präsident Sebastian Piñera empfing den Schichtleiter mit einer herzlichen Umarmung. Er habe seine Aufgabe mit Bravour erfüllt, in dem er sich als letzter habe bergen lassen, sagte Piñera. "Ich gratuliere Ihnen, Sie sind ein guter Kapitän." Die beiden Männer stimmten daraufhin gemeinsam mit Rettungskräften die Nationalhymne an.

Staatschef Piñera zeigte sich überglücklich. "Ich glaube, dass die Augen der ganzen Welt noch niemals so auf Chile fixiert waren", sagte er. Eine Milliarde Menschen habe die Rettungsaktion weltweit an den Fernsehbildschirmen verfolgt. Die Bergleute würden nun "eine Art Wiedergeburt" erleben, sagte Piñera in einer im Fernsehen ausgestrahlten Ansprache an die Nation.

Auch im "Camp Hoffnung", das die Angehörigen nahe des Bergungsschachts errichtet hatten, brach Jubel aus. "Das ist das Ende eines Albtraums", sagte Silvia Segovia, die Schwester eines der am 5. August verschütteten Kumpel. "Jetzt fängt ein neues Leben an", sagte Bélgica Ramírez, die Schwägerin von Mario Gómez, dem ältesten der geretteten Bergleute. Im ganzen Land fielen sich nach der geglückten Rettungsaktion Menschen in die Arme, in den Städten wurde das "Wunder von Chile" mit Hupkonzerten gefeiert.

Mit knapp 22 Stunden lief die Rettungsaktion durch den in den vergangenen Wochen gebohrten 622 Meter langen Schacht deutlich schneller ab als erwartet. Nach der Bergung von "Kapitän" Urzúa blieben zunächst noch sechs speziell ausgebildete Rettungskräfte unter Tage, die den Bergleuten bei den Vorbereitungen auf ihre Rettung geholfen hatten. Sie positionierten vor den unterirdischen Kameras ein Schild mit der Aufschrift "Mission erfüllt". Um 05.25 Uhr MESZ kamen auch sie wohlbehalten an die Oberfläche zurück.

Um ihre Augen nach Wochen in der Dunkelheit vor dem Tageslicht zu schützen, trugen alle Bergleute extra dunkle Sonnenbrillen. Nach einem kurzen Treffen mit ihren Angehörigen und einer ersten ärztlichen Untersuchung nahe der Mine wurden einige der Männer in ein Krankenhaus im nahen Copiapó gebracht, wo sie untersucht werden sollten.

Die meisten befänden sich in einem "zufriedenstellenden Zustand", sagte Gesundheitsminister Jaime Mañalich. Zwei Bergarbeiter müssten allerdings am Donnerstag eine schwere Zahn-OP unter Vollnarkose über sich ergehen lassen. Ein weiterer Kumpel werde wegen einer Lungenentzündung mit Antibiotika behandelt.

Die Kosten der Rettungsaktion bezifferte Piñera auf zwischen 10 und 20 Millionen Dollar (sieben bis 14 Millionen Euro). Die Ausgaben seien zu zwei Dritteln vom Staat übernommen worden; der Rest sei über private Spenden finanziert worden.

AFP/APN

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