Sniper-Prozess Lebenslang für 18-jährigen "Sniper" Malvo

Dem 18-jährigen Heckenschützen von Washington, Lee Boyd Malvo, bleibt zumindest vorerst die Todesstrafe erspart. Eine Geschworenen-Jury verurteilte ihn zu lebenslanger Haft ohne Chance auf Begnadigung.

Dem 18-jährigen Heckenschützen von Washington, Lee Boyd Malvo, bleibt zumindest vorerst die Todesstrafe erspart. Eine Geschworenen-Jury in Chesapeake (US-Staat Virginia) verurteilte ihn am Dienstag (Ortszeit) zu lebenslanger Haft ohne Möglichkeit einer Begnadigung. Sein älterer Komplize John Allen Muhammad hatte dagegen zuvor in einem getrennten Prozess die Todesstrafe erhalten. Die Entscheidung vom Dienstag bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass Malvo der Hinrichtung entgeht. Dem jungen Afroamerikaner, der zur Tatzeit noch minderjährig war, drohen noch weitere Mordprozesse in verschieden US-Staaten.

Staatsanwaltschaft hatte Todesstrafe gefordert

Sowohl Malvo als auch Muhammad werden zehn tödliche Anschläge aus dem Hinterhalt im Oktober vergangenen Jahres im Raum Washington angelastet. Außerdem sollen sie in Alabama und Louisiana Morde begangen haben. Beide "Sniper" standen in Virginia jeweils nur wegen eines der Heckenschützen-Attentate vor Gericht und waren gleichermaßen schuldig gesprochen worden. Die Staatsanwaltschaft hatte die Todesstrafe sowohl für Muhammad als auch für Malvo beantragt.

Geschworene berücksichtigten Malvos Alter

Im Fall des jüngeren "Sniper" berücksichtigten die Geschworenen aber sein jugendliches Alter und die Argumentation der Verteidigung, dass Malvo unter dem Einfluss Muhammads handelte, den er als Vaterersatz betrachtete. Entsprechend hatte sich Malvo zum Prozessauftakt auch "unschuldig wegen Unzurechnungsfähigkeit zur Tatzeit" bekannt.

Hinterbliebene waren enttäuscht

Angehörige der Mordopfer zeigten sich in ersten Reaktionen enttäuscht über den Beschluss der Geschworenen. Beide "Sniper" seien gleichermaßen schuldig und hätten daher auch gleichermaßen den Tod verdient, sagten mehrere Hinterbliebene. Einige von ihnen weinten, als die Geschworenen ihre Entscheidung verkündeten. Malvo selbst hörte mit hängendem Kopf zu und atmete tief durch, als er erfuhr, dass er nicht in die Todeszelle muss.

Weitere Prozesse folgen

Die zuständige Richterin in Chesapeake will das Strafmaß für Malvo offiziell am 10. März festsetzen. Das Gesetz schreibt vor, dass sie die Strafe nicht verschärfen, sondern allenfalls abmildern darf, was aber niemand erwartet. Erst nach der offiziellen Verkündung dürfte darüber entschieden werden, in welchem Staat der nächste Prozess gegen einen oder auch beide Täter stattfinden wird.

Nächster Prozessort wieder Virginia?

Möglich ist, dass es zu einem neuerlichen Verfahren in Virginia kommt, wo sowohl Malvo als auch Muhammad wegen eines weiteren Mordes angeklagt sind. Virginia gehört zu jenen US-Staaten, in denen die Todesstrafe bisher besonders häufig verhängt worden ist. Dies war auch einer der Gründe für die Entscheidung der Staatsanwaltschaft, Malvo zunächst wegen des Heckenschützen-Anschlags auf eine Beamtin des Bundeskriminalamts anzuklagen. Sie war vor einem Baumarkt in Virginia erschossen worden.

Strafe von 100.000 Dollar

In der vergangenen Woche hatten die Geschworenen Malvo wegen Mordes unter besonders schweren Umständen sowie wegen Mordes im Zuge von Terrorismus schuldig gesprochen. Im letzteren Punkt bezogen sie sich darauf, dass Malvo und Muhammad versucht hatten, vom Staat im Gegenzug zu einer Einstellung der Mordserie 10 Millionen Dollar zu erpressen. In beiden Punkten erhielt Malvo nun lebenslange Haft. Außerdem wurde ihm je eine Strafe von 100.000 Dollar auferlegt.

DPA

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