Tod mit 63 Jahren Inselreich Tonga trauert um seinen König

Die Auftritte von König Siaosi George Tupou V. in Kostümen aus der Kolonialzeit waren gewöhnungsbedürftig, seine Hobbys im besten Fall ausgefallen - dennoch trauern die Einwohner von Tonga um ihren verstorbenen König, der dem Inselstaat die ersten demokratischen Wahlen bescherte.

Das Südsee-Inselreich Tonga trauert um König Siaosi George Tupou V., der im Ausland vor allem wegen seiner ausgefallenen Uniformen mit Helmen aus der Kolonialzeit bekannt wurde. Regierungschef Lord Tu'ivakano forderte die Bevölkerung in einer im Radio ausgestrahlten Ansprache auf, für die königliche Familie zu beten. Nachfolger des Monarchen dürfte sein Bruder Tupouto'a Lavaka werden.

Der Tod des Königs habe sich wie eine "schwarze Sturmwolke" über das Land gelegt, sagte der Ministerpräsident. Von der Hauptinsel Tongatapu wurde berichtet, viele Menschen, besonders ältere, habe der Tod des Monarchen sehr betroffen gemacht. Zum Zeichen ihrer Trauer trugen sie Schwarz.

Tupou V. starb Medienberichten zufolge im Alter von 63 Jahren in einem Krankenhaus in Hongkong. Sein Bruder besuchte ihn demnach kurz zuvor in der Klinik. Der 52-jährige Tupouto'a Lavaka, ein Militär und Kirchgänger, gilt als wesentlich konservativer als der verstorbene König. Der Kronprinz ist verheiratet und hat drei Kinder. Von 2000 bis 2006 war er Regierungschef, derzeit ist er Tongas Botschafter in Australien.

Glanz und Gloria nahe der Armutsgrenze

upou V. galt als Verfechter demokratischer Reformen in dem Pazifik-Kleinststaat mit 115.000 Einwohnern. Er war nach dem Tod seines Vaters im September 2006 als König vereidigt worden. Seine Krönung fand aber erst zwei Jahre später statt, weil Tongas Hauptstadt Nuku'alofa von Unruhen erschüttert wurde. Acht Menschen starben im November 2006 bei den gewaltsamen Protesten, die sich gegen ein zu geringes Tempo bei den politischen Reformen richteten. Der Geschäftsbezirk der Hauptstadt wurde damals weitgehend zerstört.

Unter der Herrschaft Tupous V. fanden im November 2010 dann die ersten demokratischen Wahlen in Tonga statt. Der König fiel nicht nur durch seine ausgefallenen Uniformen auf. Er war zudem passionierter Monokel-Träger und ließ sich gern in einem Londoner Taxi durch seine Hauptstadt chauffieren, den Oberkörper in eine goldverzierte Weste gezwängt. Zum liebsten Zeitvertreib des Monarchen gehörte Berichten zufolge das Spielen mit Bleisoldaten und das Navigieren mit ferngesteuerten kleinen Booten in seinem Schwimmbad.

Tupou V. war nicht verheiratet. Als Kind ging er er in der Schweiz zur Schule. Später studierte er in Oxford und an der königlichen Militärakademie Sandhurst in England. Laut einem Bericht der Weltbank vom November 2011 lebt ein Viertel der Bevölkerung von Tonga unter der Armutsgrenze.

AFP
ono/AFP

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