Ein Jahr nach tödlichen Schüssen auf einen Serienverbrecher in Brandenburg hat die Staatsanwaltschaft Neuruppin Anklage gegen drei Berliner Polizisten erhoben. Einem Beamten wird Totschlag vorgeworfen, weil er den 26-Jährigen am Silvesterabend 2008 in Schönfließ nördlich von Berlin bei einem Festnahmeversuch erschossen haben soll. Seinen Kollegen lasten die Ermittler in ihrer am Donnerstag veröffentlichten Anklage versuchte Strafvereitelung im Amt an. Sie sollen falsche Angaben zu der Tat gemacht haben.
Der Staatsanwaltschaft zufolge hatten die drei Zivilfahnder den mit Haftbefehl gesuchten Autodieb Dennis J. am Silvesterabend gegen 18.00 Uhr vor dem Elternhaus seiner Freundin in einem gestohlenen Jaguar sitzend aufgespürt und wollten ihn festnehmen. Gleich nach ihrem Eintreffen in Schönfließ und einem kurzen, aggressiven Wortwechsel mit dem unbewaffneten Gesuchten habe einer der Beamten aus unmittelbarer Nähe den tödlichen Schuss abgegeben, hieß es. Erst danach versuchte der Getroffene zu flüchten, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Schon nach wenigen Metern verlor Dennis J. das Bewusstsein.
Der Leitende Oberstaatsanwalt Gerd Schnittcher erklärte, die Polizisten hätten sich in keiner Notlage befunden, die den Schuss rechtfertigen könnte. Der Polizist habe seine Waffe weder in Notwehr benutzt, noch weil er seine beiden Kollegen hätte schützen müssen. Diese beiden Mitangeklagten seien nur wenige Meter von der Schussabgabe entfernt gewesen. Trotzdem hätten sie in den Vernehmungen angegeben, nichts mitbekommen zu haben oder Angaben gemacht, "die dem Geschehensablauf nicht entsprechen können", kritisierte der Staatsanwalt.