Bei einem bizarren Initiationsritus sind in Chicago mehrere High School-Schülerinnen mit Fisch- und Schweineinnereien beworfen und zum Teil verletzt worden. Der Vorfall hat in den USA Empörung ausgelöst, nachdem Videoaufnahmen auf allen Fernsehkanälen zu sehen waren. Über die Gewaltbereitschaft junger Mädchen ist eine hitzige Debatte entbrannt.
War Alkohol im Spiel?
Die Behörden erwägen Anklagen gegen die älteren Schülerinnen, teilte ein Polizeisprecher in Cook County im Bundesstaat Illinois am Donnerstag mit. Wie die Zeitung 'Chicago Sun-Times' am Freitag berichtete, verlangt auch die Schulbehörde die strafrechtliche Verfolgung der Schuldigen. "Wir sind völlig schockiert", sagte der Schulleiter Mike Riggle. Die Polizei geht einem anonymen telefonischen Hinweis nach, dass Eltern für das vermeintliche Fest Alkohol zur Verfügung gestellt haben. Dann könnten auch die Eltern der 12.-Klässlerinnen angeklagt werden. Trinken ist in den USA unter 21 Jahren untersagt.
Erhebliche Verletzungen
Fünf Mädchen mussten nach dem Zwischenfall am vergangenen Sonntag ins Krankenhaus, eine mit einem gebrochenen Knöchel, eine andere mit einer Wunde am Kopf, die genäht werden musste. Mehrere Mädchen hatten geschwollene Glieder und blaue Augen. Der Anwalt eines der verletzten Mädchen forderte Anklagen wegen schwerer Körperverletzung.
Wunderlicher Initiationsritus: Kübelweise Farbe und Innereien
Die Schülerinnen der 11. und 12. Klasse der Glenbrook High School aus einem wohlhabenden Vorort von Chicago hatten sich zu einem Football-Spiel getroffen. Die jüngeren sollten sich dabei einem Initiationsritus zum Übergang in die letzte High School-Klasse unterziehen. In der Lokalpresse kam die Schule in einer Rangliste vor kurzem unter die zehn besten der Gegend. Auf dem Video sind die jüngeren Mädchen am Boden hockend zu sehen. Die Älteren schütten Kübel mit Farbe und Innereien über sie und schubsen und treten die Opfer. Einige der Opfer gaben an, sie hätten Exkremente und Urin schlucken müssen.
Schule will von nichts gewußt haben
Der Direktor der betroffenen Schule sagte, sie wüßten zwar von dem jährlichen Ritual und den Gewaltneigungen in dessen Rahmen, doch die Schüler hätten das diesjährige Treffen lange erfolgreich geheimgehalten. Der Termin sei erst eine Stunde vorher per Handy und Pager an die Beteiligten verbeitet worden, hieß es. In den letzten Jahren musste schon mehrfach die Polizei alarmiert werden.
Eltern und Schulen müssen Verantwortung übernehmen
Die Autorin Rosalind Wiseman, die sich mit brutalem Verhalten in Mädchencliquen beschäftigt hat, hält die strafrechtliche Verfolgung für falsch. Die Täter zu dämonisieren, wie es bei solchen Vorfällen normalerweise passiert, bringe langfristig nichts, sagte sie der Zeitung 'Christian Science Monitor'. Eltern sollten sich fragen: "In wie weit trage ich zu dem Problem bei, indem ich nicht genügend Verantwortung für meine Kinder übernehme?" Nach Angaben von Rachel Simmons, die ein viel beachtetes Buch über Gewalt unter Mädchen veröffentlicht hat, unterschätzen Schulen die Gewaltbereitschaft von Mädchen. Die meisten konzentrierten sich darauf, Faustkämpfe und Gewalt unter Jungen zu unterbinden.