Es war eine Anwohnerin, die am Morgen des 10. Dezember 1991 den grausigen Fund machte: Gegen 7.55 Uhr entdeckte sie auf einer Böschung der Landesstraße 155, unmittelbar an der A1, bei der Anschlussstelle Ottersberg-Posthausen im niedersächsischen Landkreis Verden, den Leichnam eines Mannes.
Sein Körper wies Spuren von erheblicher Gewalt auf. Die Polizei geht davon aus, dass er mit einem Fahrzeug zum Fundort transportiert und dort über die Leitplanken die Böschung der Autobahn-Überführung hinuntergeworfen wurde. Der Fall erregte damals großes Aufsehen. Wer der Mann ist, ist auch nach 30 Jahren immer noch unklar.

Mordfall am Mittwoch bei "Aktenzeichen XY"
Die Ermittler erhoffen sich durch einen erneuten Zeugenaufruf am Mittwoch in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" neue Hinweise. Der 1,79 Meter große und 80 Kilogramm schwere Mann war zum Zeitpunkt seines Todes etwa 25 bis 35 Jahre alt. Er hatte kurzes, sehr dichtes schwarzes und leicht krauses Haar, braune Augen und ein südosteuropäisches Erscheinungsbild. Als er aufgefunden wurde, trug er einen Dreitagebart.

Bekleidet war der Tote mit einem dunkelbraunen Stoffblouson, einem dunkelgrauen Strickpullover, der vorne ein weißes Rautenmuster hatte, einem grauen Oberhemd mit Knopfleiste, und ausgewaschenen hellblauen Jeans, die an den Oberschenkeln stark verschmutzt waren. Dazu trug der Mann weiße Turnschuhe mit Außenbeschriftung und Emblemen der Marke "Young & Young“. Zudem führte er zwei auffällige Ringe mit sich.

Polizei und Staatsanwaltschaft suchen Zeugen
Für die Ermittler gibt es auch 30 Jahre nach dem Leichenfund noch viele unbeantwortete Fragen. Mit der TV-Ausstrahlung erhoffen sich die Staatsanwaltschaft Verden und die Polizeiinspektion Verden/Osterholz Hinweise aus der Bevölkerung. Wer kennt die verstorbene Person, beziehungsweise kann Hinweise auf ihre Identität, Herkunft, Nationalität und ihren letzten Aufenthalt vor dem 10. Dezember 1991 geben? Wer kann Angaben zu den Bekleidungsstücken, Schuhen sowie den mitgeführten Ringen machen?

Die Ermittler hoffen, über den Aufruf noch Personen zu finden, wie zum Beispiel ältere Polizeibeamte oder sonstige Zeugen, die nähere Auskünfte über einen damaligen Stadtstreicher in Hamburg namens "Igor Stravinski" geben können. 1991 waren sich einige Zeugen, darunter auch Hamburger Polizeibeamte, ziemlich sicher, in ihm den Toten wiedererkannt zu haben. Auch eine Person namens "Ritzi" spielte bei den damaligen Ermittlungen eine Rolle. Er soll im selben Jahr am Hamburger Bahnhof als Drogendealer agiert haben und hatte möglicherweise auch Kontakte nach Frankfurt. Er könnte nach derzeitigem Ermittlungsstand zusammen mit Menschen aus dem russischen und pakistanischen Raum aufgetreten sein.
Doch nicht nur der erneute Zeugenaufruf soll bei der Aufklärung des Mordfalls behilflich sein. Mit der Wiederaufnahme des Falls kommen kriminaltechnische Methoden zur Anwendung, die damals noch nicht möglich waren. Insbesondere die DNA-Analysen eröffnen den Ermittlern neue Möglichkeiten. Für sachdienliche Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, hat die Staatsanwaltschaft Verden eine Belohnung von 5000 Euro ausgelobt. Die Sendung wird am kommenden Mittwoch, den 10. Februar 2021, um 20:15 Uhr im ZDF ausgestrahlt. Hinweise nehmen die Polizeiinspektion Verden/Osterholz unter Telefon 04231/8060 sowie jede andere Polizeidienststelle entgegen.