"Ehrenmord"-Fall Familie des Täters will Sohn des Opfers

Sechs Wochen nach dem Urteil im so genannten Ehrenmordprozess hat die Familie des Opfers das Sorgerecht für den Sohn der ermordeten Hatun Sürücü beantragt.

Die Jugendstadträtin Angelika Schöttler (SPD) aus Tempelhof-Schöneberg bestätigte den Eingang eines diesbezüglichen Antrages. Das berichten die "Berliner Zeitung und die "Berliner Morgenpost" (Samstag). Den Berichten zufolge hat eine Schwester der Ermordeten das Sorgerecht beantragt. Eine Entscheidung darüber muss das Familiengericht fällen.

Freispüche aus Mangel an Beweisen

Die 23-jährige Hatun Sürücü war am 7. Februar 2005 erschossen worden. Ihr jüngster Bruder Ayhan wurde deshalb am 13. April zu einer Jugendstrafe von neun Jahren und drei Monaten verurteilt. Seine beiden älteren Brüder hatten die Richter aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Gegen das Urteil hat die Staatsanwaltschaft Revision eingelegt.

Nach dem Urteil im so genannten "Ehrenmord-Prozess" hatte es eine breite Debatte um das Sorgerecht für den Jungen gegeben. Vor allem die Tatsache, dass das Sorgerecht an ein Mitglied der Familie des Mörders gehen könnte, war auf Ablehnung gestoßen.

Junge lebt bei Pflegeeltern

"Wir warten nun auf eine Aufforderung des Familiengerichts, um unsere Haltung darzulegen", sagte Schöttler. Details wollte sie nicht nennen. Gemäß einer bisherigen Entscheidung des Familiengerichts lebt Can außerhalb Berlins bei einer Pflegefamilie, die sich mit einem Mitarbeiter eines freien Trägers um alle Belange des Schülers kümmert. Die Namen blieben geheim, da das Jugendamt immer um seine Sicherheit fürchtete. Can gilt dort als gut integriert.

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