In der Enthüllungsaffäre "Vatileaks" hat der angeklagten Ex-Kammerdiener des Papstes, Paolo Gabriele, vor Gericht weitgehend gestanden. Eine schwere Straftat sieht er in seinem Verhalten aber nicht. Er gab am Dienstag vor dem vatikanischen Tribunal zu, vertrauliche Dokumente kopiert und an einen italienischen Journalisten weitergegeben zu haben. Das berichteten vom Vatikan zugelassene Prozessbeobachter nach der Verhandlung.
Dem 46-jährigen Familienvater wird schwerer Diebstahl vorgeworfen; dafür drohen ihm bis zu vier Jahre Haft."Was den schweren Diebstahl betrifft, fühle ich mich nicht schuldig", sagte Gabriele demnach. "Aber ich fühle mich schuldig, das Vertrauen missbraucht zu haben, das der Heilige Vater in mich gesetzt hatte."
Gabriele wirft Vatikan-Polizei Misshandlung vor
Er habe keine Mittäter gehabt und kein Geld bekommen, sagte der Angeklagte. Die Unterlagen habe er zunächst für sich selbst kopiert, ohne eine Weitergabe ins Auge gefasst zu haben. Er habe sich ein genaueres Bild über die Vorgängen im Vatikan machen wollen, über die er Unbehagen verspürt habe.
Gabriele warf der Polizei des Heiligen Stuhls vor, ihn in Haft misshandelt zu haben. Die ersten Wochen nach seiner Festnahme habe er in einem winzigen Raum verbringen müssen, in dem rund um die Uhr Licht gebrannt habe, sagten Paolo Gabriele und sein Anwalt. Ein Richter ordnete eine Untersuchung an.
Neben Gendarmen und einer Hausdame aus dem päpstlichen Haushalt trat der päpstliche Privatsekretär Georg Gänswein in den Zeugenstand. Er habe bis kurz zur Festnahme Gabrieles keinen Verdacht gehabt, sagte Gänswein.