Ägypten Entführer ließen Touristen allein zurück

Ihre Geiselhaft hatte weltweit Schlagzeilen gemacht, ihre Befreiung viele Spekulationen ausgelöst: Waren die in Ägypten entführten Deutschen mit Waffengewalt befreit worden? Kurz nach der Rückkehr aus der Wüste berichtet der ehemalige Reiseleiter der Gruppe vom Ende einer Odysse.

Die in der Sahara entführten Touristen haben sich nach Angaben ihres ägyptischen Reiseleiters selbst befreit. Der 51-jährige Ibrahim AbdelRahim sagte der Online-Ausgabe der "Super-Illu", die Entführer hätten die 19 Geiseln - darunter fünf Deutsche - allein in der Wüste gelassen, um die vereinbarten zwei Millionen Dollar Lösegeld in Empfang zu nehmen.

"Entweder sie haben das Geld abgeholt oder sie sind mit unseren Geländewagen in den Tschad geflohen", sagte AbdelRahim in dem Interview. Die Touristen und ihre ägyptischen Reisebegleiter seien dann mit dem einzig verbliebenen Geländewagen hinter die ägyptische Grenze gefahren.

Die Touristen waren am 19. September auf einer Wüsten-Safari zusammen mit acht ägyptischen Begleitern entführt worden. Den Geiseln sei es den Umständen entsprechend gut gegangen, sagte AbdelRahim. "Am Ende hatten wir noch Essen für zwei Tage und 100 Liter Wasser." Die gesamte Gruppe sei sehr diszipliniert gewesen. "Wir haben sogar oft gelacht. Nur in den letzten zwei Tagen drohte die Stimmung unter meinen Fahrern und unter den Touristen zu kippen."

Die Gruppe der Entführer bestand nach Angaben der Reiseleiters aus knapp 40 Leuten. "Sie haben uns mit Geländewagen, mit Kanonen auf der Ladefläche, überfallen." Bei der ersten Übernachtung hätten die Geiselnehmer die Koffer durchsucht sowie Bier und Wein getrunken. Nach zwei Tagen hätten sie zunächst 20 Millionen Dollar Lösegeld verlangt. Er habe sie überzeugt, dass es zu lange dauern würde, diese Summe zu beschaffen. Schließlich hätten die Entführer nach einem Gespräch mit dem ägyptischen Geheimdienst zwei Millionen Dollar akzeptiert. Die Übergabe sollte etwa 300 Kilometer im Landesinneren von Ägypten stattfinden. Ob die Entführer das Geld erhalten haben, wusste AbdelRahim nicht.

GSG 9 stand bereit

Zur Befreiung der Touristen standen nach Angaben des Bundesinnenministeriums auch deutsche Spezialeinheiten bereit. Nach Angaben eines Sprechers handelte es sich um Beamte der Bundespolizei-Elitetruppe GSG 9, der Fliegerstaffel der Bundespolizei und des Bundeskriminalamtes. Er betonte, die ägyptische Regierung habe das Angebot der deutschen Seite angenommen und die Bereitschaft erklärt, die Kräfte als Unterstützung einzubeziehen. Dazu sei es dann aber nicht mehr gekommen.

Der deutsche Botschafter in Ägypten, Bernd Erbel, dankte am Mittwoch der ägyptischen Regierung für ihre Bemühungen um die Freilassung der entführten Touristen. "Wir sind glücklich über unseren gemeinsamen Erfolg", sagte er.

DPA
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