Das ganze Ausmaß des Horrors an der Grundschule von Newton im US-Bundesstaat Connecticut wird erst nach und nach deutlich: Die Opfer des Amokläufers, darunter 20 Kinder im Alter von sechs und sieben Jahren hätten "verheerende Verletzungen" aufgewiesen. Mehrfach sei auf die kleinen Körper geschossen worden, bis zu elf Mal, teilte der leitende Gerichtsmediziner H. Wayne Carver sichtlich erschüttert am Samstag mit. Die Staatspolizei von Connecticut hat inzwischen die Namen der Opfer veröffentlicht. Demnach sind darunter zwölf Mädchen und acht Jungen - alle im Alter von sechs oder sieben Jahren. Außerdem kamen sechs Frauen ums Leben, dazu zählen die Rektorin Dawn Hochsprung (47) und eine Schulpsychologin. Die Frauen waren im Alter von 27 bis 56 Jahren. Der "New York Times" zufolge wurden sie erschossen, als sie versuchten, den Amokläufer zu stoppen.
Die Eltern der getöteten Kinder haben sich inzwischen erstmals öffentlich zu Wort und sprachen über den schrecklichen Verlust. Emilie sei "klug, kreativ und sehr liebevoll" gewesen, erzählte der 30 Jahre alte Robbie Parker Journalisten über seine sechsjährige Tochter. Er wisse nicht, wie diese Tragödie durchzustehen sein, sagte der dreifache Vater mit Tränen in den Augen. Auch für die Familie des Schützen müsse dies eine schreckliche Erfahrung sein.
Die Leichen der Kinder wurden nach Angaben des Gerichtsmediziners von den Eltern zunächst per Fotos identifiziert, das sei etwas leichter für sie gewesen, sagte Gerichtsmediziner Carver. Die meisten Kugeln stammten demnach aus einem halbautomatischen Gewehr. Sie seien von einer Art, die schwere Schäden im Gewebe verursache.
Getötete Mutter ohne Verbindung zur Schule
Der Vater des mutmaßlichen Schützen drückte den Angehörigen der Opfer sein tiefes Bedauern über die "enorme Tragödie" aus. In einer vom Sender CNN veröffentlichten Mitteilung erklärte er, dass seine Familie mit den Ermittlern eng zusammenarbeite. Auch sie seien schockiert und hätten keine Erklärung für die Tat.
"Wir teilen die Trauer der Gemeinde und des Landes, während wir den unglaublichem Verlust zu verstehen versuchen", ließ der Onkel mitteilen. Seine Schwester, die Mutter des mumaßlichen Täters, war am Freitag nach bisherigen Erkenntnissen das erste Opfer des 20-Jährigen, der später an der Grundschule dann 20 Kinder und sechs Erwachsene erschoss, bevor er sich selbst tötete.
Entgegen ersten Berichten hatte die Mutter nach Polizeiangaben keine Verbindung zu der Schule gehabt. Zuvor hatte es geheißen, sie sei dort Lehrerin gewesen. Die Namen des Täters und der Mutter sollten erst nach Abschluss der Obduktion am Sonntag offiziell bekanntgegeben werden.
Unterlagen des Schützen sollen Motiv klären
Die Bluttat löste weltweit Bestürzung aus und entfachte zugleich eine neue Debatte über das Waffenrecht in den USA. Präsident Barack Obama forderte "bedeutsames Handeln, um weitere Tragödien wie diese zu verhindern". Wie das Weiße Haus mitteilte, wollte er am Sonntag in Newtown an einer interkonfessionellen Mahnwache teilnehmen und mit den Familien der Opfer und den von Schülern der Sandy-Hook-Grundschule zusammentreffen.
Die Hintergründe der Bluttat blieben zunächst weiter im Dunkeln. Aufschluss erhoffte sich die Polizei von Unterlagen, die im Wohnhaus des Todesschützen sichergestellt wurden. Der Schütze soll sich gewaltsam Zutritt zur Schule verschafft haben. Der Täter soll Berichten von Nachbarn und Bekannten zufolge in Newtown aufgewachsen sein. Er wird als klug, sehr scheu und introvertiert beschrieben. In jungen Jahren sei er ein Einzelgänger gewesen, erzählte eine frühere Klassenkameradin bei CNN. Nachbarn beschrieben ihn nach Berichten des Senders als merkwürdig. Bei dem Amoklauf soll er ganz in Schwarz gekleidet gewesen sein und eine kugelsichere Weste getragen haben. Er habe sein Auto direkt vor der Eingangstür geparkt, berichtete CNN weiter.