Angeklagte im Brunner-Prozess Distanziert, aber nicht eiskalt

Scheinbar unbeteiligt sitzen Markus S. und Sebastian L. im Gerichtssaal - ohne besondere Regung nahmen sie einst auch die Nachricht vom Tod ihres Opfers Dominik Brunner auf. Dennoch schildern ehemalige Lehrer Markus S. keineswegs als eiskalten Typen.

Markus S. und Sebastian L. haben die Nachricht vom Tod ihres Opfers Dominik Brunner nach ihrer Festnahme zunächst ohne besondere Regung aufgenommen. "Er war erstaunlich ruhig und distanziert", sagte eine Sozialpädagogin am Montag vor dem Landgericht München I über Markus S. "Ich glaube, dass es eine Art Schockreaktion war." Markus S. und auch Sebastian L. hätten offenbar noch nicht realisiert gehabt, "dass da ein Mensch zu Tode gekommen ist", sagte die Sozialpädagogin, die nach der Tat im Auftrag der Jugendgerichtshilfe mit den jungen Männern sprach.

Sie müssen sich wegen Mordes an Dominik Brunner verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, den Manager am S-Bahnhof Solln mit Schlägen und Tritten aus Rache getötet zu haben, weil er vier Schüler vor ihnen in Schutz genommen hatte.

Während Sebastian L. vor der Tat wegen Drogendelikten und Diebstahls aufgefallen war, reichte das Register von Markus S. von Diebstahl und Drogen über räuberische Erpressung bis zu gefährlicher Körperverletzung.

Ehemalige Lehrerinnen und Lehrer von Markus S. sind sich dennoch einig: Er war unauffällig und zurückhaltend. "Gewaltmäßig fiel er nie auf", sagte etwa die Geschäftsführerin eines qualifizierenden Trainingszentrums. Er habe sich im Gegenteil sogar für Schulkameraden eingesetzt.

Während Markus S. zunächst kaum die Schule schwänzte, fehlte er später sehr oft, sagten Mitarbeiter der Berufsschule und der qualifizierenden Einrichtung, in der Markus S. seinen Qualifizierten Hauptschulabschluss nachholen sollte. Schließlich flog er von der Schule.

Der Vater des Opfers, Oskar Brunner wird zunächst nicht als Zeuge aussagen. "Er ist sehr schwer krank, er kann nicht kommen", sagte seine Anwältin Annette von Stetten. Ursprünglich war die Aussage Brunners, der in dem Prozess Nebenkläger ist, für diesen Dienstag geplant. Der Senior hatte an den ersten Prozesstagen an dem Verfahren teilgenommen, in der vergangenen Woche war sein Platz jedoch bereits leer geblieben.

Der Prozess wird mindestens bis zum 6. September dauern. Der Vorsitzende Richter Reinhold Baier gab vier zusätzliche Termine bekannt. Ursprünglich war dieser Donnerstag als letzter Prozesstag vorgesehen. Nun soll auch am 2., 4. und 24. August sowie am 6. September verhandelt werden.

DPA
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