Anschlag auf Boston-Marathon Mutmaßlicher Attentäter plädiert auf nicht schuldig

Drei Menschen wurden getötet und mehr als 260 verletzt, als am 15. April beim Boston Marathon mehrere Bomben explodierten. Jetzt erschien der überlebende mutmaßliche Attentäter vor Gericht.

Der überlebende mutmaßliche Attentäter des Boston-Marathons, Dschochar Zarnajew, hat sich für nicht schuldig erklärt. Unter den Augen von zahlreichen Opfern und deren Angehörigen erschien Zarnajew am Mittwoch in der US-Ostküstenstadt um ersten Mal vor Gericht, wo ihm die 30 Anklagepunkte vorgetragen wurden. Der 19-Jährige trug orangefarbene Häftlingskleidung sowie Handschellen und Fußfesseln. Nach sieben Minuten war die Anhörung vorbei. Es war Zarnajews erster Auftritt in der Öffentlichkeit seit seiner Festnahme.

Dschochar Zarnajew soll gemeinsam mit seinem älteren Bruder Tamerlan den Anschlag auf den Bostoner Marathonlauf verübt haben, bei dem im April im Zielbereich drei Menschen getötet und mehr als 260 weitere verletzt worden waren. Außerdem soll das aus einer tschetschenischen Familie stammende Brüderpaar einen Polizisten erschossen haben. Tamerlan Zarnajew wurde auf der Flucht getötet, Dschochar schwer verletzt gefasst. Ihm droht bei einer Verurteilung die Todesstrafe.

In insgesamt 30 Punkten der Anklageschrift wird Zarnajew unter anderem der Einsatz von Massenvernichtungswaffen vorgeworfen. Diese seien Ursache für die Explosionen an der Marathonstrecke am 15. April mit teils tödlichen Folgen. Außerdem muss er sich wegen Tötung des Polizeibeamten verantworten.

Opfer und ihre Familien waren zur Verhandlung eingeladen

Die Ermittler waren Tamerlan und Dschochar Zarnajew durch Videoaufnahmen auf die Spur gekommen, die Überwachungskameras am Anschlagsort gemacht hatten. Bei der Suche nach einem Motiv hatte das FBI vor allem eine sechsmonatige Kaukasus-Reise von Tamerlan Zarnajew im vergangenen Jahr unter die Lupe genommen. Dort könnte der ältere Bruder mit radikalen Islamisten in Kontakt gestanden haben. Die US-Behörden gehen aber davon aus, dass die Brüder den Anschlag allein geplant und ausgeführt haben.

Dschochar Zarnajew soll vor seiner Festnahme ein Bekennerschreiben an die Innenwand des Bootes gekritzelt haben, in dem er sich vor der Polizei versteckt hatte. Dort soll er den Anschlag laut Anklageschrift als Vergeltung für die US-Militäreinsätze im Irak und in Afghanistan bezeichnet haben. "Wer einen Muslim angreift, greift alle Muslime an", habe der 19-Jährige geschrieben. Die Anleitung für den Bau der Bomben aus Schwarzpulver, Metallsplittern und Schnellkochtöpfen sollen sich die Brüder aus einem Online-Magazin des Terrornetzwerks Al-Kaida besorgt haben.

Die Staatsanwaltschaft hatte alle Opfer und ihre Familien eingeladen, dem ersten Gerichtsauftritt Zarnajews beizuwohnen. "Es ist wichtig für mich zu sehen, was passiert", sagte Liz Norden, deren zwei Söhne bei dem Bombenanschlag jeweils ein Bein verloren hatten, der Zeitung "Boston Herald". "Ich möchte um meines Seelenfriedens willen dort sein." Auch eine Schwester sowie Freunde des Angeklagten kamen zu der Anklageverlesung.

DPA
anb/DPA/AFP

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