Matthew Kenney ist ein Mann zweifelhaften Rufs: talentierter Koch, katastrophaler Geschäftsmann. Und extrem erfolgreich. Als einer der ersten weltweit setzte er auf pflanzenbasierte Küche und gilt heute auf dem Gebiet als Pionier. In den drei Jahrzehnten seines gastronomischen Schaffens hatte der US-Koch bei mehr als 50 Restaurants in mehr als einem Dutzend Ländern weltweit seine Finger im Spiel. Es ist ein Imperium, aufgebaut auf unbezahlten Rechnungen, geplatzten Gehaltschecks, einer Flut von Klagen, Rassismus und Frauenfeindlichkeit. Jetzt drohen Kenney seine dreckigen Geschäfte endgültig um die Ohren zu fliegen.
Nachdem die "LA Times" zuerst über die Hintergründe der plötzlichen Pleitewelle rund um Kenneys Gastro-Imperium berichtet hatte, zog die "New York Times" nun nach. Das Blatt sprach mit mehr als 60 Ex-Angestellten, geprellten Investoren und frustrierten Geschäftspartnern Kenneys. Sie zeichnen das Bild eines Managements, das undurchsichtig und rücksichtslos agiert hat. Und erzählen von einem Mann, dem es vor allem um eines ging – sich selbst.
Während Angestellte, Vermieter und das Finanzamt auf Geld warteten, habe er sich einen lauen Lenz gemacht, das Luxusleben eines gefeierten Star-Kochs genossen. Die knackige Miete seines Hauses in Los Angeles, immerhin 20.000 Dollar monatlich, soll er mindestens zum Teil mit Firmengeldern bezahlt haben, ebenso wie Haushaltshilfen, Poolreinigung und teure Zahnbehandlungen. Ein Vorwurf, den Kenney im Gespräch mit der "LA Times" noch entschieden zurückwies: "Das ist nicht wahr. [...] Ich tue nichts außerhalb des Unternehmens. Nicht eine Sache."
Matthew Kenney und das System der unbezahlten Rechnungen
Auf der anderen Seite türmten sich die unbezahlten Rechnungen und Klagen. Die "New York Times" berichtet von Dutzenden Gerichtsverfahren in mehreren Bundesstaaten, in denen Kenney und seine Unternehmen bereits verklagt wurden. Die Vorwürfe sind vielfältig. Im Staat New York soll der 59-Jährige Steuernachzahlungen in Höhe von 1,2 Millionen Dollar nicht beglichen haben. In Boston sammelte ein Restaurant demnach allein innerhalb von drei Monaten Mietschulden von 230.000 Dollar an, obwohl das Restaurant gleichzeitig Hunderttausende eingenommen habe.
Dass Kenney seine Not damit hat, Rechnungen zu bezahlen, ist kein neues Problem – es zieht sich wie ein roter Faden durch seine Karriere. Und das seit den 90ern. Sogar Donald Trump, ebenfalls ein Ex-Vermieter, soll schon zu Kenneys Anfangsjahren in der Branche Bekanntschaft mit dessen Bezahlmoral gemacht haben. Und der Skandal um das New Yorker Raw-Food-Restaurant "Pure Food And Wine", das er zusammen mit seiner damaligen Lebensgefährtin Sarma Melngailis Anfang der 2000er eröffnete, wurde in der Netflix-Serie "Bad Vegan" en detail aufgedröselt. Auf die Füße fiel dem Koch das alles aber nicht. Er machte immer weiter, expandierte gar. Schwierigkeiten Investoren zu finden, hatte Kenney nie.
Kenney und seine geprellten Investoren
Er galt als Vorreiter des Veganismus, der sich dafür einsetzte, die Welt besser zu machen. Sein vermeintlicher Kampf für Tierrechte und achtsame Ernährung habe viele gleichgesinnte Investoren und Angestellte dazu veranlasst, bereitwillig über andere Mankos wie Fehltritte in der Vergangenheit und finanzielle Warnzeichen hinwegzusehen, wie sie der "NYT" berichteten. "Niemand, den ich kenne, der jemals mit Matthew zu tun hatte, ist je mit heiler Haut davongekommen", fasste es Peter Cassell zusammen, der vor etwa 20 Jahren eines von Kenneys Restaurants leitete.
Ihr Engagement für den Veganismus habe Kenney für seine Zwecke ausgenutzt, glauben sie heute. Das investierte Geld haben sie so gut wie abgeschrieben. In der Welt von Veganismus und Tierrechten gebe es eine Menge extrem reicher Leute, so Richard Weintraub, Investor in Plant Food und Immobilienentwickler aus Los Angeles, zu dem Blatt: "Wir wollen wirklich vertrauen und glauben, dass diese Leute die gleichen Interessen verfolgen."
Lieferanten, Angestellte und Miete nicht bezahlt
Nach und nach baute sich Kenney ein Imperium auf, in dem, das zeigt die Recherche der "New York Times", viel gemauschelt wurde. Ganz selbstverständlich wurden Gelder von einem zum anderen Restaurant geschoben, die Lücke an einem Ort gestopft, in dem an anderer Stelle eine neue gerissen wurde. Die Folge: Lieferanten und Angestellte konnten nicht bezahlt werden. Einige der Vorwürfe räumte Kenney gegenüber der "LA Times" ein. "Ich bin mir einiger dieser Probleme bewusst", sagte er und ergänzte, dass einige Partner nicht bereit gewesen seien, zusätzliches Kapital zu stellen. "Wir haben getan, was wir konnten."
Mitarbeiter, deren Gehaltschecks platzten, seien tatsächlich regelmäßig damit vertröstet worden, dass man auf nötiges Investorengeld warte, berichtete Rebecca Rubel, welche die Personalabteilung von Matthew Kenney Cuisine zeitweise leitete, der "NYT". Das Problem: Wirklich funktioniert habe das nie. Und nicht nur das. Auch Trinkgelder sollen unrechtmäßig einbehalten worden sein, so ein Vorwurf einer Sammelklage aus 2021, die noch nicht abgeschlossen ist.
Matthew Kenney: Fragwürdiges Finanzmanagement, Rassismus, Frauenfeindlichkeit
Ein fragwürdiger Umgang mit Finanzen ist aber nicht der einzige Vorwurf, den der Starkoch sich gefallen lassen muss. In der langen Liste der mutmaßlichen Vergehen findet sich auch der Vorwurf des rassistischen und frauenfeindlichen Verhaltens, das unter anderem in Textnachrichten dokumentiert ist. In einer Klage aus dem Jahr 2021 warf eine ehemalige Führungskraft des Unternehmens Kenney mitunter Diskriminierung vor. Das Arbeitsumfeld sei geprägt davon gewesen, dass rassistische Begriffe benutzt worden seien "für asiatische Geschäftspartner und jüdische Mitarbeiter", auch das N-Wort sei gefallen.
Mit Frauen soll Kenney nicht besser umgegangen sein. Abgesehen von seiner Vorliebe für sehr junge Frauen, so soll er mehrere Liebschaften mit Angestellten gehabt haben, darunter mit einer 19-Jährigen als er bereits in seinen 50ern war. Seine langjährige Lebensgefährtin und später auch Mitarbeiterin Charlotte MacKinnon soll er Erzählungen nach nicht nur regelmäßig betrogen haben, seine Angestellten hatten auch explizite Anweisung, seine Freundin bei Dates im Restaurants nicht zu erwähnen und vice versa. Textnachrichten belegen außerdem übergriffiges Verhalten, in denen er sich beispielsweise nach dem Sexualverhalten einer farbigen Mitarbeiterin erkundigte und die Körperpflege früherer Sexualpartner in anschaulichen Worten kritisierte.
Fünf Wohlfühl-Gerichte, die nach Liebe schmecken

Vorbereitungszeit: 10 Minuten
Zubereitungszeit: 10 Minuten + ca. 10 Minuten Backzeit
Zutaten für 4 Portionen
Flammkuchenteig
125 g Weizenmehl Type 405 oder Dinkelmehl Type 630 (oder glutenfreies Mehl) + bei Bedarf etwas mehr zum Bestäuben
1⁄2 TL Backpulver
1⁄2 TL Salz
60 ml Wasser
2 TL Olivenöl
Belag
100 g veganer Frischkäse (Natur oder Kräuterfrischkäse)
125 g Hokkaido-Kürbis, entkernt, in sehr feine Scheiben geschnitten
1 kleine rote Zwiebel, in feine Scheiben geschnitten
50 g Räuchertofu
Salz
gemahlener schwarzer Pfeffer
1 TL Olivenöl
1–2 EL Kürbiskerne
Zum Garnieren
2 Feigen, in Scheiben geschnitten (oder anderes Obst wie Äpfel, Birnen, Weintrauben)
Petersilie (oder andere frische Kräuter wie Thymian, Oregano, Rosmarin)
Flammkuchenteig
1. Den Backofen auf 200 °C Ober-/ Unterhitze vorheizen, dabei ein Backblech mit hineingeben.
2. In einer Schüssel Mehl, Backpulver und Salz miteinander vermischen. Dann Wasser und Öl hinzufügen und mit einem Holzlöffel verrühren, bis der Teig zusammenklumpt. Dann mit den Händen weiterkneten, bis ein glatter Teig entsteht, und diesen zu einer Kugel formen. 3. Den Teig auf einem Stück Backpapier (oder einer leicht bemehlten Arbeitsfläche) mit einem Nudelholz zu einem großen Oval ausrollen. Dann den Teigboden auf das heiße Backblech im Ofen legen.
Belag
1. Den veganen Frischkäse auf dem Teig verteilen, dabei einen kleinen Rand frei lassen, und dünn mit Kürbis- und Zwiebelscheiben belegen. Dann den Räuchertofu darüber- bröseln, mit Salz und Pfeffer würzen und mit Öl beträufeln.
2. Zum Schluss mit Kürbiskernen bestreuen und den Flammkuchen im vorgeheizten Ofen etwa 10 Minuten knusprig backen. 3 Anschließend aus dem Ofen nehmen und etwas abkühlen lassen. Mit Feigenscheiben belegen und mit Petersilie bestreuen. Sofort servieren und genießen.
Tipps
Die Schale vom Hokkaido-Kürbis ist essbar. Wenn man eine andere Sorte verwendet, muss man den Kürbis eventuell noch schälen. Man kann die Gemüse- und Obstsorten nach Belieben austauschen. Der Teig sollte möglichst dünn ausgerollt werden, sonst wird er nicht richtig knusprig. Auch Kürbis und Zwiebel sollten in möglichst dünne Scheiben geschnitten werden. Man kann dieses Rezept auch mit Trockenhefe anstelle von Backpulver zubereiten. In diesem Fall den Teig mindestens 5 Minuten kneten, dann abdecken und 30 Minuten ruhen lassen, bevor man ihn ausrollt.
Matthew Kenney: "Verabscheuungswürdige" Berichterstattung
Auf Nachfrage der "NYT" bezeichnete Matthew Kenney die Berichterstattung als "verabscheuungswürdig", die nichts mit der Realität zu tun habe. In Bezug auf die Äußerungen in den Textnachrichten sagte er, dass "diese Worte [...] nicht einmal so [klingen], als wären sie von mir geschrieben oder gesprochen worden".
Von den mehr als 50 Restaurants auf der Welt, bei denen das Unternehmen Matthew Kenney Cusine seine Finger im Spiel hatte, wurden seit Ende 2021 mindestens 17 geschlossen. Im Interview mit der "LA Times" sprach er davon, dass sein angeborener Optimismus "schmerzhafte Entscheidungen" wie die Schließung von Restaurants mit schlechter Performance hinausgezögert habe. Und dass er "nach 25, 30 Jahren Optimismus [...] nicht mehr so vorgehen" werde. Gleichzeitig macht Kenney das, was er seit Jahrzehnten tut. Wenn ein Restaurant schließt, eröffnet er an anderer Stelle mit anderen Investoren ein anderes. Sein neuestes Baby: ein Restaurant am Times Square, das im März seine Türen öffnete.
Quelle: Los Angeles Times, New York Times, Eater