Brasilien Blutbad bei Polizei-Einsatz in Slum

Szenen wie aus dem Bürgerkrieg: Mit Panzerwagen und einem Hubschrauber haben Dutzende Polizisten ein Armenviertel von Rio de Janeiro gestürmt und sich stundenlange Schusswechsel mit Einwohnern geliefert. Mindestens zehn Menschen kamen ums Leben, Schulen und Geschäfte wurden geschlossen.

Mindestens zehn Menschen sind bei einer Polizeiaktion in einem Elendsviertel in Rio de Janeiro getötet worden. Wie Medien unter Berufung auf die Behörden der brasilianischen Metropole berichten, griffen die Beamten am Montagnachmittag im Elendsviertel Mangueirinha zu. Alle Todesopfer seien Drogendealer gewesen, versicherte ein Polizeisprecher. Auf Seiten der Polizisten sei ein Beamter am Bein verletzt worden.

Polizisten in die Enge getrieben

Auslöser der stundenlangen Schießereien war den Angaben zufolge ein gestohlener Bierlastwagen. Auf der Suche nach dem Fahrzeug sei die Besatzung eines Polizeiwagens in dem Slum in die Enge getrieben worden. Die Beamten hätten Verstärkung angefordert. Daraufhin hätten Dutzende Polizisten, darunter Elitebeamten, das Viertel unter anderem mit Panzerwagen und einem Hubschrauber gestürmt. Bei der Aktion nahm die Polizei nach eigenen Angaben fünf Männer fest. Außerdem seien Waffen und Drogen sichergestellt worden. Während der Schießerei schlossen die Schulen und Geschäfte in dem Viertel.

Bewohner des Slums und Angehörige der getöteten Männer gingen am Abend auf die Straße, um gegen den Polizeieinsatz zu protestieren. Gewalttätige Razzien der Polizei gegen die organisierte Kriminalität sind in den Slumgebieten von Rio in den vergangenen Monaten immer häufiger geworden. Erst vor zwei Wochen wurden im Elendsviertel Minha Deusa neun Menschen von Polizeikugeln getötet.

Polizei lehnt "Waffenstillstand" ab

Immer wieder kommt es bei den Polizeieinsätzen zu wahren Kriegsszenen. Allein zwischen Januar und April wurden dabei nach amtlicher Bilanz 75 Zivilisten erschossen. Unter den Opfern waren in diesem Jahr auch Kinder und Rentner. Menschenrechtsorganisationen beklagen, dass die Polizei kaum auf die Rechte der ärmeren Bürger Rücksicht nimmt. Amnesty International warf der brasilianischen Polizei in einem im Mai erschienenen Bericht Gewaltexzesse in den Armenvierteln vor.

Der Gouverneur von Rio, Sergio Cabral, wies dies zurück und verkündete sein Festhalten an der Strategie. Es werde keinen "Waffenstillstand" für die Kriminellen geben, betonte er. "Wir werden das organisierte Verbrechen weiter bekämpfen und werden nicht zulassen, dass hochbewaffnete Banden von Dealern Rio besetzen."

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DPA/AFP

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