Geldtransportunternehmen Sie meldete sich krank, dann fehlten Millionen Euro in bar – Bremer Polizei sucht Yasemin G.

Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln nach einem Millionendiebstahl in Bremen
Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln nach einem Millionendiebstahl in Bremen
© Polizei Bremen, Screenshot / Openstreetmap, Laurent Davoust / Zoonar / Picture Alliance, Jörn Hüneke / TNN / DPA
Es klingt filmreif: Eine Angestellte eines Bremer Geldtransportunternehmens soll Bargeld in Millionenhöhe bei ihrem Arbeitgeber geklaut haben – anschließend meldete sie sich krank. Bis heute sind sie und die Beute verschwunden.

Anmerkung der Redaktion, 20. März 2024: Die Gesuchte hat sich inzwischen der Polizei gestellt (mehr dazu lesen Sie hier). Daher haben wir sie in diesem Artikel anonymisiert.

Ein dreister Coup beschäftigt die Sicherheitsbehörden in Bremen: Eine 28-Jährige soll dort mit mindestens einer Komplizin mehrere Millionen Euro in bar von einem Geldtransportunternehmen gestohlen haben. Die Frau arbeitete in der Firma und ist seit sechs Wochen auf der Flucht vor der Polizei.

Der Diebstahl ereignete sich bereits am Abend des 21. Mai, einem Freitag. Im Stadtteil Walle betreibt das Unternehmen Loomis einen von sechs Standorten in Deutschland. Ein schmuckloser Zweckbau in einem Gewerbegebiet. Yasemin G. war an diesem Abend im Dienst. Eine ihrer Aufgaben: Bestelltes Bargeld für die Kunden des Unternehmens verpacken und dieses anschließend per Geldtransport zustellen lassen. Man garantiere "den sicheren Transport Ihrer Werte und Gelder auf höchster Qualität", schreibt Loomis auf seiner Internetseite. Und: "Unsere Personalphilosophie beruht auf gegenseitigem Respekt, Fairness und Ehrlichkeit."

Millionen Euro in Bremen geklaut

Mit dieser Philosophie nahm es Yasemin G. an jenem Freitagabend offenbar nicht so genau – im Gegenteil. Gegen 21.15 Uhr soll sie mehrere mit Bargeld gefüllte Sicherheitstaschen in einen Rollcontainer gepackt und gestohlen haben, heißt es im Polizeibericht. Anschließend habe sie sich krank gemeldet – seither fehlt von der 28-Jährigen jede Spur. Wie lange die Verdächtige schon in dem Unternehmen tätig war, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft auf Nachfrage nicht. Loomis selbst wollte sich auf stern-Anfrage überhaupt nicht zu dem Fall äußern. Zu dem genauen Tathergang ist nichts bekannt. Es wird noch ermittelt, wie genau das Geld in dem Container aus dem Unternehmen geschleust werden konnte.

Bemerkenswert: Obwohl mehrere Millionen Euro fehlten – der "Weser-Kurier" schreibt von acht Millionen –, fiel der Diebstahl erst einige Tage später auf. Der 21. Mai läutete das lange Pfingstwochenende ein – und brachte Yasemin G. somit möglicherweise einen Tag mehr Zeit für ihre Flucht.

Aufnahmen vom Gelände des Geldtransportunternehmens zeigen einen schwarzen Mercedes-Benz-Vito-Kleintransporter. In diesen soll der Rollcontainer verladen worden sein, ehe Yasemin G. verschwand. Die Kennzeichen des Wagens, HB – DW 143, wurden am Tattag zwischen 16 und 17 Uhr, von einem anderen Auto geklaut. Dieses stand im Wolfskuhlenweg im Stadtteil Obervieland, rund acht Kilometer Luftlinie vom Sitz des Geldtransportunternehmens entfernt, auf der anderen Seite der Weser.

Der Coup scheint von langer Hand geplant gewesen zu sein. Die Bremer Polizei konnte ermitteln, dass der schwarze Vito am 19. Mai in Berlin-Spandau bei einer Mietwagenfirma ausgeliehen wurde, noch am Pfingstwochenende stand der Transporter wieder auf dem Hof der Autovermietung. Führt die Spur zu den Millionen in die Hauptstadt? Möglich. Allerdings könnte sich die Gesuchte mit dem Geld auch ins Ausland abgesetzt haben. Nach stern-Informationen hat sie neben der deutschen auch die türkische Staatsangehörigkeit. Wo sie und die Beute des filmreifen Diebstahls sich befinden, ist jedoch vollkommen unklar.

Yasemin G. handelte nach bisherigem Ermittlungsstand nicht alleine. Die Bremer Kripo hat eine mutmaßliche Gehilfin ermittelt, sie sitzt in Untersuchungshaft. Die Frau sei "dringend tatverdächtig", Beihilfe geleistet zu haben, hieß es. Zur Identität und zur konkreten Beteiligung der möglichen Komplizin machten die Behörden keine Angaben. Hinweise darauf, dass neben Yasemin G. noch andere Mitarbeitende des Geldtransportunternehmens an der Tat beteiligt waren, gebe es nicht, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft dem stern.

Die Ermittlungen werden wegen Diebstahls in einem besonders schweren Fall geführt. Darauf steht eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren.

Aufruf von Bremer Polizei und Staatsanwaltschaft

Wo ist Yasemin G.? Wo ist die Millionenbeute? Für die Beantwortung dieser Fragen brauchen Bremer Polizei und Staatsanwaltschaft jetzt die Mithilfe der Bevölkerung. An diesem Freitagvormittag veröffentlichten sie einen Fahndungsaufruf mit zwei Fotos der Gesuchten und des Tatfahrzeugs.

Die Ermittlungsbehörden in Bremen suchen nach Yasemin G.
Die Ermittlungsbehörden in Bremen suchen nach Yasemin G. und bitten um Hinweise zu dem schwarzen Mercedes-Benz Vito
© Polizei Bremen

Die Strafverfolger wollen wissen:

  • Wer kann Hinweise zum aktuellen Aufenthaltsort von Yasemin G. machen?
  • Wer kann Angaben zu möglichen Mitttäterinnen oder -tätern und deren Aufenthaltsort machen?
  • Wer hat Hinweise auf den Verbleib des Geldes?
  • Wer kann Hinweise zum Tatfahrzeug, dem Rollcontainer (Nummer 06414) und der entwendeten Kennzeichen (HB – DW 143) geben?

Transparenzhinweis: Der Name der Gesuchten wurde im Artikel im Nachhinein abgekürzt.

Quellen: Polizei Bremen"Weser-Kurier", Nachrichtenagentur DPA

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