Der Terror der RAF dauerte fast drei Jahrzehnte, 34 Menschen fielen ihren Taten zum Opfer. Heute sind viele ihrer Anhänger entweder tot oder in Haft. Mit Daniela Klette ist nun eines der wichtigsten ehemaligen Mitglieder gefasst worden. Ihre Komplizen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub sind weiterhin auf der Flucht. Was ist über die beiden bekannt?
Wie Burkhard Garweg zur RAF kam
Burkhard Garweg ist ein ehemaliges Mitglied der linksextremistischen Terrororganisation Rote Armee Fraktion (RAF). Er wird 1968 in Bonn geboren. Im Alter von sechs Jahren zieht er mit seinen Eltern nach Hamburg. Mit 19 Jahren bricht er die Schule ab und wendet sich der linken Szene in der Hafenstraße zu. Dort radikalisiert er sich und geht um die Jahreswende 1989/90 in den Untergrund.

Zu diesem Zeitpunkt war die RAF bereits seit 20 Jahren aktiv und ihre Gründungsmitglieder inhaftiert oder tot. Auf diese sogenannte erste Generation folgte eine zweite, die von 1975 bis 1982 aktiv war. Garweg schloss sich der dritten Generation der RAF an, die bis etwa 1993 existierte.
Zwischen den einzelnen Generationen gab es kaum Überschneidungen. Sie unterschieden sich bei der Zusammensetzung der Mitglieder, ihren Organisationsstrukturen – und auch in Ideologie und Methoden.
Wie Ernst-Volker Staub zur RAF kam
Ernst-Volker Staub, geboren 1954 in Hamburg, findet weitaus früher zur RAF. Nachdem sein Studium an der Universität Hamburg scheitert, geht er vermutlich 1983 in den Untergrund. Innerhalb eines Jahres steigt er in die Kommandoebene der RAF auf. Zu diesem Zeitpunkt hat die Terrororganisation bereits Dutzende Morde begangen, der Druck auf die Bundesregierung ist enorm.

Einer der wichtigsten RAF-Anführer in dieser Zeit ist Helmut Pohl – und für die Anti-Terror-Fahnder deshalb ein Ziel mit Priorität. Im Juli 1984 ziehen die Ermittler die Schlinge zu: Bei der Razzia in einer konspirativen Wohnung in Frankfurt am Main gehen ihnen Pohl und auch Staub ins Netz. Staub wird wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, unerlaubten Waffenbesitzes und Urkundenfälschung zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt.
Nach dem Ende der Haft geht er zurück nach Hamburg, bleibt aber weiter mit RAF-Unterstützern in Kontakt. Als er 1990 untertaucht, vermuten die Ermittler, dass er sich der Terrororganisation wieder angeschlossen hat. Ab 1991 fahndet die Polizei deshalb auch wieder nach ihm.
Sprengstoffanschlag gegen die JVA Weiterstadt
In dieser Zeit treffen dann Garweg, Staub und Daniela Klette aufeinander. Die Tat, mit der sie die deutsche Bundesrepublik erschüttern: der Sprengstoffanschlag gegen die JVA Weiterstadt.
Es ist die Nacht vom 26. auf den 27. März 1993. Kurz nach 1 Uhr überwindet die Gruppe die Außenmauer des erst kürzlich fertiggestellten Gefängnisses. Maskiert und mit Maschinenpistolen bewaffnet dringen sie in das Gebäude ein, überrumpeln und fesseln das Anstaltspersonal. Die Terroristen sperren sie in einen Kleinbus, den sie in einem nahen Waldstück abstellen.
Die Schäden der folgenden Tat werden damals auf rund 123 Millionen Deutsche Mark geschätzt: Garweg, Staub und Klette bringen fünf Sprengsätze mit insgesamt 200 Kilogramm Explosivmaterial an mehreren Gebäudeteilen an. Bei deren Zündung um 5:12 Uhr werden drei Unterkünfte und der Verwaltungstrakt des Gefängnisses zerstört und große Teile der übrigen Anlage beschädigt. Verletzte gibt es keine und auch befreit wird niemand – das Gefängnis ist zum Zeitpunkt des Anschlags noch nicht in Betrieb.
Das Trio Garweg, Staub und Klette auf der Flucht
In den folgenden Jahren verschwindet das Trio von der Bildfläche. Am 20. April 1998 erklärt die RAF dann ihre Auflösung. Nach Garweg, Staub und Klette wird aber weiterhin wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung gesucht. Im Jahr 2000 erweitert der Bundesgerichtshof den Haftbefehl um die Straftatbestände der Bildung einer neuen terroristischen Vereinigung und des schweren Raubes – denn wer als Ex-Terrorist nicht erkannt werden will, kann keiner normalen Arbeit nachgehen.
Ihren Lebensunterhalt sollen die drei deshalb mit Raubüberfällen verdienen: Die Fahnder legen ihnen unter anderem einen Überfall auf einen Geldtransporter 1999 in Duisburg zu Last. Bewaffnet sind die Täter dabei mit Panzerfaust und Schnellfeuergewehr, sie erbeuten mindestens eine Million D-Mark. Später soll das Trio ähnliche Taten begangen haben: 2015 im niedersächsischen Stuhr, 2016 in Wolfsburg und im selben Jahr auch im niedersächsischen Cremlingen, wo sie bei einem Überfall auf einen Geldtransporter und ein Geschäft mehr als 600.000 Euro Beute machen. Im Zusammenhang mit dieser Tat wird Staub auch versuchter Mord vorgeworfen.
Mit diesen privaten Bildern erhöht die Polizei den Druck auf Burkhard Garweg

Die aktuelle Fahndung konzentriert sich auf diese Raubserie, die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und einige weitere Taten aus der RAF-Zeit sind mittlerweile verjährt. Nach der Verhaftung von Daniela Klette zieht sich die Schlinge um Garweg und Staub nun weiter zu.
Quellen: Bundeskriminalamt, Landeskriminalamt Niedersachsen, Nachrichtenagentur DPA