Im Prozess um den Tod des sechsjährigen Dennis hat dessen Mutter vor dem Landgericht Cottbus die Umstände seines Sterbens geschildert. Während die Staatsanwaltschaft davon ausgeht, dass Dennis im Frühsommer 2001 starb, nannte die Mutter den 20. Dezember 2001 als Todesdatum. Das Kind habe an jenem Tag angefangen zu zittern, als ob es friere, sagte die 44-Jährige am Freitag mit tränenerstickter Stimme. Sie habe ihm einen Tee gemacht und ihn ins Bett gebracht. Nach einer Weile habe sie gemerkt, dass ihr Sohn tot sei. Am nächsten Tag habe sie ihrer Familie erzählt, Dennis sei im Krankenhaus, berichtete sie.
Der Vater sagte vor Gericht, er habe von Dennis' Tod nichts gewusst. Er habe seiner Frau geglaubt, dass der Junge damals mit dem Hubschrauber in ein Berliner Krankenhaus gebracht worden sei. Auf Nachfragen habe seine Frau immer gesagt, es gehe Dennis noch nicht besser. "Ich weiß nicht, warum ich nichts gesagt und keine Hilfe geholt habe", sagte die Frau. "Ich möchte mich bei meiner Familie entschuldigen", sagte die elffache Mutter. Der 38-jährige Vater erklärte, weder er noch seine Ehefrau hätten Dennis geschlagen. Entgegen der Anklage habe Dennis auch Essen bekommen. "Er war nur ein bisschen abgemagert", sagte der Vater und widersprach damit einer früheren Aussage. Darin hatte er eingeräumt, dass der Junge zuletzt so schwach war, dass er nicht mehr gehen konnte.
Das Verschwinden des schulpflichtigen Kindes war bis zum Juni 2004 nicht bemerkt worden. Die Leiche des Jungen wurde drei Jahre nach dessen Tod in der Kühltruhe in der Wohnung der Eltern in Cottbus (Brandenburg) gefunden. Laut Anklage sollen die Eltern ihren Sohn über Jahre hinweg derart vernachlässigt und drangsaliert haben, dass er mit sechs Jahren völlig entkräftet starb. Das arbeitslose Ehepaar muss sich wegen Totschlages und Misshandlung verantworten. Die Frau ist ferner wegen Sozialbetruges angeklagt, weil sie bis November 2003 Sozialleistungen in Höhe von knapp 3800 Euro für das tote Kind bezogen haben soll.