Als Polizisten verkleidete Gangster haben bei dem möglicherweise größten Raubüberfall in der Kriminalgeschichte Großbritanniens umgerechnet 43 Millionen Pfund (63 Millionen Euro) Bargeld erbeutet. Der genaue Umfang der Beute stehe noch fest, sagte ein Sprecher der Bank von England. Das geraubte Geld lag in einem Depot für Wertgegenstände der Firma Securitas in der südostenglischen Grafschaft Kent.
Sollte die Bank von England diese Zahl nach einer Überprüfung bestätigen, würde das Ausmaß des Verbrechens alle bisherigen Raubtaten im Vereinigten Königreich übertreffen. Darunter auch den großen Postraub von 1963. Dabei hatten Ronnie Biggs und seine Kumpane umgerechnet auf die heutige Kaufkraft rund 50 Millionen Euro erbeutet.
Einer der größten Raubüberfälle
Kriminalbeamte suchten bei der überfallenen Sicherheitsfirma Securitas Cash Management in Tonbridge - 50 Kilometer südwestlich von London - nach möglichen Hinweisen auf die Täter. Sie hofften dabei auf Erkenntnisse aufgrund der zahlreichen Überwachungskameras, die in und rund um das Gebäude angebracht sind. Zunächst war aber nicht klar, ob die Räuber die Kameras nicht abgeschaltet hatten. Experten vermuten, dass sich die Räuber sehr gut auskannten.
Es war einer der größten Raubüberfälle in der britischen Geschichte. Den größten Diebstahl an Bargeld gab es im Dezember 2004 in Nordirland, wo Räuber 26,5 Millionen Pfund (38,8 Millionen Euro) erbeuteten. Gegen drei Männer, darunter einen früheren Angestellten der Bank, wurde inzwischen Anklage erhoben.
Räuber kannten sich gut aus
Für die guten Kenntnisse der Räuber spricht die lange Zeit, die der Überfall dauerte. Er begann bereits am Dienstagabend, als einige der Täter, die sich als Polizisten verkleidet hatten, einen Manager der Firma abfingen, der nach Hause wollte. Der Manager sei zu den Räubern ins Auto gestiegen, in dem Glauben, es handle sich um Beamte. Er wurde überwältigt und mit Handschellen gefesselt. Zur gleichen Zeit fuhren weitere Räuber zu dem Haus der Familie und brachten die Frau des Managers sowie seinen kleinen Sohn in ihre Gewalt. Damit wurde der Ehemann unter Druck gesetzt.
Am Mittwochmorgen fuhren die Diebe zu dem mit einem 1,80 Meter hohen Stahlzaun gesicherten Gebäude der Securitas Cash Management, wo sie 15 Mitarbeiter der Firma fesselten. Die Banknoten luden sie in einen Lastwagen. Sie hielten sich nach Einschätzung der Polizei mehr als eine Stunde in dem Gebäude auf, bevor sie verschwanden. Die gefesselten Angestellten konnten sich etwa eine Stunde später befreien und riefen die Polizei. Verletzt wurde niemand.