Der geständige Vergewaltiger der 14-jährigen Stephanie aus Dresden wird nach dem neuerlichen Zwischenfall im Dresdner Gefängnis nun rund um die Uhr beobachtet. Zusätzlich zu den bisherigen umfangreichen Vorkehrungen sei eine Sitzwache vor der Zelle von Mario M. postiert worden, sagte der Sprecher des Justizministeriums, Martin Marx, in Dresden.
M. war am Wochenende in seiner Zelle hyperventilierend, also zu schnell atmend, entdeckt worden. Ein herbeigerufener Arzt hatte jedoch keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen festgestellt. Die Justizbehörden vermuten, dass er den Anfall simuliert hat, um möglicherweise die Verlegung in ein Haftkrankenhaus zu erreichen.
Vergangenen Mittwoch war dem einschlägig vorbestraften Sexualstraftäter während eines Hofganges die Flucht auf das Gefängnisdach gelungen, auf dem er über 20 Stunden verharrte. Unmittelbar danach war ihm der Hofgang gestrichen worden, zudem wurde seine Zelle stündlich kontrolliert.
Die Flucht auf das Gefängnisdach hatte eine politische Debatte ausgelöst. Zuvor war bereits die Polizei wegen Fehlern bei der Ermittlung im Entführungsfall Stephanie in die Kritik geraten. Justizminister Geert Mackenroth sicherte eine umfassende Untersuchung zu. Mit der Dachbesetzung und offenkundigen Sicherheitslücken wird sich auch der zuständige Landtagsausschuss in der kommenden Woche befassen.
Mackenroth wird dem Parlament Rede und Antwort stehen
Schon an diesem Mittwoch wird sich Mackenroth auf Druck der Opposition im Landtag zu den Vorgängen im Gefängnis äußern. Der CDU-Minister lehnt einen Rücktritt weiter ab. "Ein solcher Schritt steht derzeit überhaupt nicht im Raum", sagte sein Sprecher. Zugleich warnte der vor überzogenen Berichten und sagte, der Gefangene habe zu keinem Zeitpunkt eine Fluchtchance gehabt. Das gelte für die Dachbesetzung in der vorigen Woche und erst recht für den kleineren Zwischenfall in seiner Zelle. "Mario M. kann keine Ketten sprengen und sich auch nicht aus dem Gefängnis beamen", sagte Marx.
M. steht derzeit in Dresden vor Gericht. Er hatte zu Prozessauftakt gestanden, Stephanie im Januar entführt, über Wochen festgehalten und immer wieder vergewaltigt zu haben.