Der als französischer "Jahrhundertdieb" bezeichnete Geldtransportfahrer Toni Musulin ist von einem Strafgericht in Lyon zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Die Richter verhängten am späten Dienstagabend zudem eine Geldstrafe in Höhe von 45.000 Euro sowie ein fünfjähriges Berufsverbot. Die Staatsanwaltschaft hatte fünf Jahre Gefängnis gefordert.
Der Diebstahl von Musulin hatte Ende vergangenen Jahres international für Aufsehen gesorgt. Der Franzose lockte am 5. November seine beiden Kollegen mit einem Trick aus einem gepanzerten Geldtransporter und machte sich dann mit 11,6 Millionen Euro aus dem Staub. Zwei Tage später fand die Polizei 9,1 Millionen Euro in einem geparkten Mietwagen, elf Tage nach der Tat stellte sich Musulin. 2,5 Millionen Euro der Beute sind allerdings nach wie vor unauffindbar. Vor Gericht bestritt Musulin, etwas über den Verbleib des Geldes zu wissen.
Auch weil der Franzose bei seiner Tat völlig gewaltfrei vorging, bildete sich im Internet eine Fangemeinde. Geschäftsleute bedruckten T-Shirts mit seinem Konterfei, in seinem Gefängnis in Lyon sollen mehrere Heiratsanträge eingegangen sein. Die Fans vermuten, dass Musulin sich möglicherweise einen Teil der Beute für die Zeit nach seiner Haft zurückgelegt hat.
"Ich bin kein Robin Hood"
In seiner Aussage in dem eintägigen Prozess wandte sich der Angeklagte allerdings dagegen, als eine Art Robin Hood gefeiert zu werden. "Ich bin kein Robin Hood", sagte er. "Ich respektiere das Gesetz, bin aber an einem gewissen Punkt auf die andere Seite gewechselt." Er habe das Geld gestohlen, um seinem Chef eins auszuwischen, erklärte Musulin. "Ich hatte ein Problem mit meinem Boss, und auf diese Art habe ich es ihm heimgezahlt."
Musulins Anwalt äußerte sich am Dienstagabend zufrieden über das Urteil. "Ich denke, diese Entscheidung ist angemessen und gerecht", sagte Hervé Banbanaste. Er kündigte an, dass sein Mandant das Urteil annehmen werde.
Im Urteil enthalten ist zudem eine Strafe für versuchten Versicherungsbetrug. Musulin hatte im vergangenen Jahr einen Ferrari als gestohlen gemeldet. Es gab jedoch Hinweise darauf, dass er ihn stattdessen ins Ausland gebracht hatte.