Kanada Schweinezüchter wegen Totschlags verurteilt

Ein kanadischer Schweinezüchter wurde wegen Totschlags von sechs Frauen verurteilt. Angeklagt ist der 58-Jährige wegen insgesamt weiterer 20 Todesfälle. Doch selbst diese Zahl könnte bedeutend höher ausfallen.

In einem der größten Serienmord-Prozesse in der Geschichte Kanadas ist der Schweinezüchter Robert Pickton des Mordes an sechs Frauen schuldig gesprochen worden. Nach achttägiger Beratung verkündete die zwölfköpfige Jury in New Westminster bei Vancouver ihre Entscheidung.

Leichen an Schweine verfüttert

Der 58-jährige Pickton soll die Frauen aus dem Rotlichtmilieu von Vancouver zwischen 1997 und 2001 auf seinem Hof ermordet, zerstückelt und zum Teil seinen Schweinen zum Fraß vorgeworfen haben. Der Schuldspruch bedeutet lebenslange Haft. Im kommenden Jahr erwartet den Farmer ein zweiter Prozess, in dem ihm der Mord an 20 weiteren Frauen vorgeworfen wird. Und die Polizei ermittelt noch in fast 40 Fällen. Alle Frauen sind in den vergangenen drei Jahrzehnten spurlos aus Vancouver verschwunden.

Strafmaß noch unklar

"Schuldig, schuldig, schuldig. .." - sechsmal wiederholten die Geschworenen am Sonntag das Urteil. Pickton hörte Medienberichten zufolge hinter schusssicherem Glas zwischen seinen Anwälten stehend, reglos zu. "Wir wussten es. Wir wussten, dass er schuldig ist. ... Und jetzt weiß es die ganze Welt", sagte die Pflegeschwester der ermordeten Mona Wilson später vor Journalisten. Auch die Staatsanwaltschaft zeigte sich mit dem Schuldspruch zufrieden. "Wir sind dankbar, dass die Jury die Beweislage anerkannt hat", erklärte Staatsanwalt Mike Petrie.

Die Anklage hatte Pickton vorgeworfen, labile und drogenabhängige Prostituierte auf seine Farm gelockt und dort bestialisch umgebracht zu haben. Anders als die Staatsanwaltschaft ging die Jury von Mord, nicht von Mord in einem besonders schweren Fall aus. Damit könnte der 58-Jährige schon nach 10 statt nach 25 Jahren zur Bewährung auf freien Fuß gesetzt werden. Über das Strafmaß sollte tags darauf gesondert beraten werden.

Gespaltene Schädel im Tiefkühlfach

Pickton selbst hat sich für nicht schuldig erklärt, im Prozess aber beharrlich geschwiegen. Seit Beginn der Verhandlungen am 22. Januar saß er Tag für Tag in dem eigens für sein Verfahren gebauten Gerichtssaal und hörte wortlos den grauenhaften Details zu. Nach seiner Festnahme am 22. Februar 2002 hatte die Polizei in einer beispiellosen Durchsuchungsaktion auf seinem Hof zahlreiche Mordspuren gefunden, darunter auch Überreste der sechs Frauen. In einem Tiefkühlfach etwa lagen die Hände, Füße und gespaltenen Schädel von zwei Opfern.

Mörder sprach von 49 Opfern

Einen eindeutigen Beweis für Picktons Täterschaft - etwa über DNA- Analysen - gab es nicht. Er selbst hatte gegenüber einem in seine Zelle eingeschleusten Polizeispitzel behauptet, er habe 49 Frauen ermordet und wolle noch eine mehr umbringen, "um die 50 vollzukriegen". Die Zeitung "Vancouver Sun" veröffentlichte am Montag einen Brief Picktons von 2006, der erstmals einen Hinweis auf sein Motiv geben könnte. Er sei auf der Welt, um die Menschen von ihren "bösen Seiten" zu befreien, schrieb er aus dem Gefängnis an einen Brieffreund.

DPA
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