Nach zehnstündigem Nervenkrieg hat die Polizei am Freitag eine Geiselnahme in einer Kölner Kindertagesstätte beendet. Ein 47-jähriger Mann war am Morgen in die Kita eingedrungen und hatte dort den Leiter der Einrichtung festgehalten. Mit einem Messer bewaffnet forderte er Bargeld und ein Fluchtauto. Die Motive sind weiterhin unklar.
17 Kinder und ihre Gruppenleiterinnen konnten schon am Vormittag ins Freie flüchten. Am Abend überwältigten Spezialkräfte der Polizei dann den Geiselnehmer. Nach Angaben der Ermittler erlitt der Mann dabei einen Schuss in die Schulter. Auch der 51 Jahre alte Leiter der städtischen Kita werde ärztlich versorgt, hieß es. Der Geiselnehmer hatte ihn durch einen Stich ins Bein verletzt.
Ein Streit ging der Geiselnahme voraus
Eine Detonation beendete um kurz vor 19 Uhr die stundenlange gespannte Stille. Die Spezialkräfte zündeten vermutlich eine Blendgranate vor der Erstürmung des Gebäudes. Minuten später brachten Rettungskräfte den Geiselnehmer und dessen Opfer auf Tragen aus dem Gebäude. Tücher verhüllten die Gesichter.
Der Geiselnehmer war um kurz vor 9 Uhr in die Kita eingedrungen und hatte den Leiter in seine Gewalt gebracht. "Das Dienstzimmer des Leiters liegt in unmittelbarer Nähe der Eingangstür", erläuterte die Stadt Köln. Die Polizei war wegen eines lauten Streits zu der Kindertagesstätte gerufen worden.
Zum Zeitpunkt der Geiselnahme hielten sich wohl wegen der Osterferien weniger Kinder als sonst in der Einrichtung auf - normalerweise werden in der Kita 85 Kinder bis zu sechs Jahren in vier Gruppen betreut. Die Kinder nutzten gemeinsam mit den Erzieherinnen die erste Möglichkeit zur Flucht.
"Die Eingangstür der Kindertagesstätte ist nur während der Zeiten, in denen Kinder abgegeben und auch abgeholt werden können, geöffnet - und zwar morgens von 8 bis 9 Uhr", erläuterte die Stadt Köln. Die Kita im Stadtteil Chorweiler im Norden Kölns - ein Klinkerflachbau im Schatten mehrerer Wohnhochhäuser - wurde weiträumig abgeriegelt. Die meisten Kinder waren seit 11 Uhr wieder bei ihren Eltern.