Im Saarbrücker Pascal-Prozess hat das Landgericht am Freitag alle Angeklagten vom Mord- und Missbrauchsvorwurf freigesprochen. Den acht Männern und vier Frauen war zur Last gelegt worden, den fünf Jahre alten Jungen im September 2001 vergewaltigt und getötet zu haben. Lediglich die Hauptangeklagte Christa W. wurde zu einer einjährigen Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt, weil sie mit Betäubungsmitteln gehandelt habe. Von Pascal fehlt bis heute jede Spur.
Mit dreijähriger Dauer geht eines der aufwendigsten Gerichtsverfahren der deutschen Rechtsgeschichte zu Ende. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft wurde der Junge von Kinderschändern in einer Saarbrücker Kneipe sexuell missbraucht und dabei mit einem Kissen erstickt. Die Verteidiger halten die Vorwürfe für nicht bewiesen und haben Freisprüche beantragt. Dagegen forderte die Staatsanwaltschaft Freispruch für nur einen Angeklagten und eine Verurteilung der elf anderen. Nach ihrem Willen sollen die sechs Hauptangeklagten, darunter zwei Frauen, wegen Mordes - auch durch Unterlassen - in Tateinheit mit sexuellem Kindesmissbrauch bestraft werden.
Anklage hatte lebenslange Haftstrafe gefordert
Der Staatsanwalt forderte lebenslange Gefängnisstrafen für die vier mutmaßlichen Kinderschänder und die Wirtin der "Tosa-Klause" sowie im Fall der Frau, die den Jungen erstickt haben soll, wegen verminderter Schuldfähigkeit 14 Jahre und neun Monate und Unterbringung in der Psychiatrie. Für die Wirtin und vier Männer beantragte er Sicherungsverwahrung. Die übrigen fünf Angeklagten sollten nach dem Willen der Staatsanwaltschaft wegen Beihilfe zu Haftstrafen von viereinhalb bis neun Jahren verurteilt werden. Die Anklagevertretung hielt die Vorwürfe für bewiesen, obwohl die vier Angeklagten ihre Geständnisse beziehungsweise andere belastende Aussagen widerrufen hatten.
Die Vorbereitungen zur Urteilsverkündung unterlagen strengen Sicherheitsvorkehrungen. Gut eine Stunde vor dem geplanten Beginn der Verhandlung in dem Mord- und Missbrauchs-Prozess standen dutzende Menschen vor dem Landgericht. Polizisten durchsuchten die Taschen und kontrollierten Besucher mit Metalldetektoren. Vor dem Saal der Schwurgerichtskammer bildete sich eine rund 25 Meter lange Schlange. Der Platz im Gerichtssaal ist begrenzt und reicht nur für knapp 100 Besucher und 40 Pressevertreter.