Die portugiesische Staatsanwaltschaft treibt ihre Ermittlungen im Fall der vermissten Madeleine McCann voran. Ein deutscher Verdächtige sei offiziell beschuldigt worden, teilte die Staatsanwaltschaft in Portimão am Donnerstag mit. Sie machte keine Angaben zur Identität des Beschuldigten.
Madeleine McCann war am 3. Mai 2007 kurz vor ihrem vierten Geburtstag aus der Wohnung ihrer Familie in einer Ferienanlage in Praia da Luz an der südportugiesischen Algarve-Küste verschwunden, während ihre Eltern in einem Restaurant zu Abend aßen. Trotz groß angelegter internationaler Fahndungen wurde der Fall nie aufgeklärt, von dem Mädchen fehlt bis heute jede Spur.
Verdächtiger im Fall Madeleine McCann sitzt in Haft
Im Juni 2020 trat dann eine überraschende Wendung ein: Die Staatsanwaltschaft Braunschweig gab bekannt, dass sie Mordermittlungen gegen den Deutschen Christian B. führt. Er ist wegen Sexualdelikten vorbestraft und lebte von 1995 bis 2007 regelmäßig an der Algarve.
Der Anwalt des Verdächtigen, Friedrich Fülscher, sagte der "Bild"-Zeitung am Donnerstag: "Der Schritt der portugiesischen Behörden sollte nicht überbewertet werden." Er gehe davon aus, dass die Maßnahme "ein prozessualer Kunstgriff ist, um die in wenigen Tagen drohende Verjährung" in Portugal zu unterbinden. Ein Sprecher der Oldenburger Staatsanwaltschaft bestätigte der "Bild" den Eingang eines Rechtshilfeersuchens aus Portugal.
B. sitzt derzeit eine siebenjährige Haftstrafe wegen der Vergewaltigung einer 72-jährigen Frau ab. Er war 2017 wegen sexuellen Kindesmissbrauchs auf Grundlage eines europäischen Haftbefehls von Portugal an Deutschland ausgeliefert worden. Nach einer verbüßten Haftstrafe verließ er Deutschland 2018, wurde aber ein Jahr später von Italien erneut ausgeliefert. Grundlage war ein zweiter europäischer Haftbefehl, der wegen eines Drogendeliktes ausgestellt worden war.

Madeleines Eltern Kate und Gerry McCann hoffen noch immer auf ein Wiedersehen mit ihrer Tochter. "Wir klammern uns an die Hoffnung, wie klein sie sein mag, dass wir Madeleine wiedersehen werden", schrieben sie im vergangenen Jahr auf ihrer Internetseite. "Wie wir des Öfteren gesagt haben, müssen wir wissen, was mit unserer wunderbaren Tochter geschehen ist – egal was es ist."