Im Mädchenmordfall von Emden hat die Polizei am Mittwoch mit einer groß angelegten Aktion die Suche nach der Tatwaffe gestartet. In Kanälen an den Wallanlagen der ostfriesischen Stadt wurden zwei Taucher eingesetzt. Unterdessen hielt die Kritik wegen der Panne bei früheren Ermittlungen gegen den Tatverdächtigen an. Der Mann hatte sich im November wegen pädophiler Neigungen bei der Polizei angezeigt. Eine richterlich angeordnete Hausdurchsuchung wurde allerdings versäumt.
Arbeitsverdichtung rechtfertige "natürlich auf keinen Fall irgendwelche Dinge, die dort in Emden geschehen sind", sagte der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Bernhard Witthaut, im Fernsehsender N24. Der Direktor der Kriminologischen Zentralstelle in Wiesbaden, Rudolf Egg, sagte, dass die Polizei den mutmaßlichen späteren Mörder der Elfjährigen nicht aus dem Blick hätte verlieren dürfen. "Im Interesse des Opferschutzes kann man so jemanden nicht einfach wieder gehen lassen", sagte Egg in den ARD-"Tagesthemen". Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) räumte schwere Fehler der Polizei ein.
Die Suche nach der Tatwaffe konzentrierte sich auf einen Weg, auf dem sich die Elfjährige vor dem Verbrechen im nahe gelegenen Parkhaus aufgehalten haben könnte. "Sie verfolgen Spuren, nachdem ein Suchhund diesen Weg gegangen ist", sagte Martin Lammers, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes.
Schwere Panne im Vorfeld
Welche Polizeibehörde die internen Ermittlungen gegen die verantwortlichen Beamten wegen der Versäumnisse führt, ist laut Polizeidirektion Osnabrück noch nicht endgültig entschieden. Für das Ermittlungsverfahren kommt eine der anderen sechs Polizeidirektionen in Niedersachsen oder das Landeskriminalamt infrage, sagte ein Polizeisprecher in Osnabrück. Die Frage soll noch vor Ostern geklärt werden. Der 18 Jahre alte Verdächtige hatte sich wegen pädophiler Neigungen und des Besitzes kinderpornografischer Bilder im November 2011 selbst angezeigt. Daraufhin wurde eine Hausdurchsuchung angeordnet, die aber nicht zustande kam.
Der Mann hat die Tötung der Elfjährigen zugegeben. Das Mädchen war am 24. März umgebracht worden, vermutlich zur Verdeckung eines vorangegangenen Sexualverbrechens. Zwischenzeitlich saß ein inzwischen 18-Jähriger in Untersuchungshaft, der aber nichts mit dem Verbrechen zu tun hat.