Missbrauchsdrama Polizei sucht Kinder des Inzest-Opfers

Der 45-jährige Pole, der seine Tochter jahrelang missbraucht und zeitweise eingesperrt haben soll, sitzt jetzt in Untersuchungshaft. Die Polizei will mit einem Vaterschaftstest klären, ob der Mann mit seiner Tochter zwei Kinder gezeugt hat.

Nach der Festnahme eines Mannes in Polen, der seine 21 Jahre alte Tochter sechs Jahre lang missbraucht und zwei Mal geschwängert haben soll, sucht die Polizei nun nach den Kindern des Opfers. Die Behörden wollen mithilfe der Krankenhausakten den Aufenthaltsort der beiden Jungen ermitteln, um Vaterschaftstests durchzuführen. Die 21-Jährige hatte die Kinder 2005 und 2007 zur Welt gebracht und nach eigener Aussage auf Druck ihres Vaters zur Adoption freigegeben. Der Fall weist Parallelen mit dem Schicksal der eingesperrten und misshandelten Elisabeth F. im österreichischen Amstetten auf.

Der mutmaßliche Täter sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Gegen den 45-Jährigen werde wegen mehrfachen Missbrauchs einer Minderjährigen, Inzest und Körperverletzung ermittelt, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Noch sei es allerdings zu früh um zu sagen, ob er tatsächlich der Vater der beiden Jungen ist. Geprüft werde nun auch, ob es möglicherweise Mitwisser gegeben habe. Dem 45-Jährigen droht eine Gefängnisstrafe von bis zu 15 Jahren.

Der Behörde zufolge liegen Beweise für einen Teil der Straftaten vor. Danach soll der 45-Jährige seine Tochter im Jahr 2002 zwei Wochen lang und in diesem Jahr mehr als eine Woche lang eingesperrt und missbraucht haben. Das Opfer sei in einem Zimmer ohne Klinke und in einem Nebengebäude des Hauses gefangenen gehalten worden.

"Er betrachtete die Tochter als seine Ehefrau"

"Es hat begonnen, als ich 14 Jahre alt war", schilderte die Tochter in der polnischen Zeitung "Fakt" ihr Martyrium. Damals wohnte die Familie noch bei Breslau (Wroclaw) in Niederschlesien. Der Vater habe sie als sein Eigentum betrachtet. Er habe ein Recht auf sie, pflegte er zu sagen. An einem Abend sei er unter dem Vorwand, Musik hören zu wollen, in ihr Zimmer gekommen. "Zieh dich aus", habe er befohlen und sie vergewaltigt. Danach habe er immer wieder Geschlechtsverkehr erzwungen, zwei- bis dreimal pro Woche.

"Er betrachtete die Tochter als seine Ehefrau", sagte die Mutter. Auch der Umzug der Familie vor zwei Jahren ins Dorf Grodzisko habe nichts geändert. Die Tochter fand zwar im benachbarten Dorf einen Freund, bei dem sie einzog, doch der eifersüchtige Vater habe sie, mit einer Axt bewaffnet, zurück nach Hause geholt.

Die Mutter erzählte der polnischen Zeitung "Gazeta Wyborcza", ihr Mann habe beiden Frauen mit dem Tod gedroht, falls sie die Polizei informieren. Trotz der Erpressung hatten sich Mutter und Tochter vor einer Woche an die Polizei gewandt und um Hilfe gebeten. Der 45-Jährige konnte zunächst fliehen, wurde aber nach einigen Tagen verhaftet. Das Opfer wird psychologisch betreut.

Nach Berichten des polnischen Fernsehsenders TVP Info hat der 45-Jährige den sexuellen Missbrauch seiner Tochter bereits gestanden. Er soll allerdings ausgesagt haben, dass die Tochter ihn dazu aufgefordert oder sogar gezwungen habe. Die Staatsanwaltschaft wollte zu diesen Berichten keine Stellung nehmen.

Ende April hatte der Fall des 73-jährigen Österreichers Josef F. weltweit für Bestürzung gesorgt. F. hatte 24 Jahre lang seine Tochter Elisabeth in ein Kellerverlies seines Hauses in Amstetten gesperrt, sie dort regelmäßig missbraucht und mit ihr sieben Kinder gezeugt, von denen eins kurz nach der Geburt starb. Drei der überlebenden Kinder wurden von ihm und seiner Frau in ihrem Haus aufgezogen, die anderen mussten mit ihrer Mutter im Keller leben. Erst die Einlieferung der schwer erkrankten ältesten Tochter Kerstin ins Krankenhaus am 19. April brachte das Verbrechen ans Tageslicht.

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