In den Niederlanden hat ein Gericht einen Österreicher wegen seiner Mithilfe bei der jahrelangen Isolierung von sechs Kindern verurteilt. Joseph B. spielte laut dem Urteil vom Dienstag eine "entscheidende Rolle" dabei, dass sechs Kinder des Sektenführers Jan van D. auf einem Bauernhof im niederländischen Dorf Ruinerwold knapp ein Jahrzehnt lang gefangen gehalten werden konnten.
Das Gericht sprach Joseph B. daher am Dienstag in Assen der Freiheitsberaubung schuldig und verurteilte ihn zu drei Jahren Haft. Der Mann hatte nach Ansicht des Gerichts ermöglicht, dass der Vater der Familie neun Jahre lang seine Kinder auf dem Hof festhalten konnte. Unter anderem hatte der 61 Jahre alte Josef B. die Familie mit Nahrungsmitteln versorgt. Außerdem soll er einen anderen Österreicher im Jahr 2009 über mehrere Wochen in einem Schuppen gefesselt und eingesperrt haben.
Isolierte Familie in den Niederlanden: Vater nicht prozessfähig
Dem Niederländer und Vater der Familie, Gerrit Jan van D., droht aktuell kein Prozess: Er soll seine Kinder zwar psychisch terrorisiert, misshandelt und zwei auch sexuell missbraucht haben. Da er einen schweren Schlaganfall erlitt, ist er laut einem niederländischen Gericht allerdings nicht prozessfähig.
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Der Niederländer war 2010 auf den Hof gezogen und hatte seine Kinder nach einer von ihm selbst erfundenen Naturreligion auf dem Hof nahe der deutschen Grenze erzogen und unter starkem psychischen Druck von der Außenwelt fern gehalten. Sie waren nicht bei den Behörden bekannt, durften keine Schule besuchen und waren nie bei einem Arzt.
Die Mutter der Familie war Jahre zuvor gestorben. Im Oktober 2019 hatte ein Sohn dann in verwahrlostem und verwirrtem Zustand in der Dorfkneipe um Hilfe gebeten.