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Aufarbeitung von Missbrauchsfällen Kölner Kardinal Woelki ist zurück – und bietet Papst seinen Amtsverzicht an

Kölner Kardinal Woelki
Hat den Papst seinen Amtsverzicht angeboten: Kölns Kardinal Rainer Maria Woelki
© Oliver Berg / DPA
Fünf Monate Auszeit erlegte Rom ihm wegen seiner Haltung zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der Kirche auf. Nun ist Kölns Kardinal Woelki zurück und bietet gleich seinen Rücktritt an. Willkommen ist er ohnehin nicht.

Dass er als Kölner Kardinal just zum Aschermittwoch aus seiner fünfmonatigen Auszeit zurückkehrte, mag besonderen Symbolgehalt haben. Die Wochen der ihm vom Vatikan auferlegten Einkehr haben Rainer Maria Woelki offenbar zu einer Einsicht geführt. Der Kardinal hat dem Papst nach eigenen Worten seinen Amtsverzicht angeboten.

Der Grund für die Zwangs-Auszeit lag in der Vertrauenskrise im Kölner Erzbistum, die Woelki 2020 ausgelöst hatte. Er hatte sich geweigert, ein von ihm selbst in Auftrag gegebenes Gutachten zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Missbrauchsvorwürfen zu veröffentlichen. Er führte seinerzeit rechtliche Gründe an. Danach verschlechterte sich das Verhältnis zwischen Woelki und den Gremien des Erzbistums immer weiter. Dies hatte nicht nur mit Woelkis sehr konservativer Grundeinstellung zu tun – den derzeitigen Reformprozess in der katholischen Kirche, den Synodalen Weg, lehnt er ab – sondern auch mit seiner schroffen und misstrauischen Art. Eine Vielzahl an Gläubigen aus dem Bistum waren als Reaktion aus der Kirche ausgetreten.

Kardinal Woelki: "Immer wieder Handeln reflektiert"

Der Papst, der dem Kölner Kardinal "große Fehler" vorgeworfen hatte, werde zu gegebener Zeit darüber entscheiden, ob er Woelkis Angebot auf den Amtsverzicht entspreche, teilte das Erzbistum Köln am Mittwoch mit. Zunächst habe der Heilige Vater Woelki aber angewiesen, seinen Dienst als Erzbischof von Köln wie geplant am Mittwoch wieder aufzunehmen. Gegen die Rückkehr von Woelki hatte es zuvor massiven Proteste gegeben.

"Immer und immer wieder habe ich in den vergangenen Monaten – betend und arbeitend – mein Handeln und die Situation in unserem Erzbistum reflektiert und meditiert", erklärte Woelki selbst in einem veröffentlichten Brief an die Gläubigen zum Aschermittwoch. Bezüglich seines angebotenen Amtsverzichts sei der Papst frei, zu entscheiden, "was dem Wohl der Kirche von Köln am meisten dient". Die Gläubigen bat Woelki in der Zwischenzeit um Geduld und darum, ihm "noch eine Chance zu geben". Die Messe zum traditionellen "Aschermittwoch der Künstler" sagte Woelki allerdings ab, um den Termin nicht zu belasten. Allerdings hatten Künstler zuvor wohl signalisiert, nicht mit Woelki auftreten zu wollen. Vor dem Dom demonstrierten laut Medienberichten am Mittwoch mehrere hundert Gläubige gegen die Rückkehr des Erzbischofs.

Bericht: Strafanzeigen gegen Woelki und Bistumsvertreter

Unterdessen wurde bekannt, dass im Zusammenhang mit dem wegen sexuellen Missbrauchs verurteilten Kölner Priester Hans Bernhard U. mehrere Menschen angeblich Strafanzeige gegen Woelki erstattet haben. Die Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft Köln richteten sich auch gegen andere führende Bistumsvertreter wegen ihres Umgangs mit dem Fall des verurteilten Missbrauchsserientäters, berichtete der "Kölner Stadt-Anzeiger" (Bezahl-Inhalt) am Mittwoch. Demnach waren die Anzeigen laut Staatsanwaltschaft am Dienstag aber noch nicht aktenkundig.

Dem Bericht zufolge sehen die Anzeigeerstatter im Verhalten der Bistumsleitung "eine vorsätzliche Beihilfe durch Unterlassen oder auch eine fahrlässige Körperverletzung zulasten der Opfer". Neben Woelki richten sich die Anzeigen demnach gegen Generalvikar Markus Hofmann, dessen Vorgänger Dominik Schwaderlapp, den Hamburger Erzbischof Stefan Heße sowie Domkapitular Günter Assenmacher, den ehemaligen Leiter des Kölner Kirchengerichts.

Unabhängig von den Anzeigen habe die Staatsanwaltschaft angekündigt, von Amts wegen zu prüfen, ob sich Bistumsvertreter im Fall U. strafbar gemacht hätten, berichtete die Zeitung. Grundlage dafür sei die Urteilsbegründung des Kölner Landgerichts, das U. in der vergangenen Woche wegen sexuellen Missbrauchs in 110 Fällen zu zwölf Jahren Haft verurteilt hatte. 

Reformbewegung: Es geht nicht nur um Woelki

Die Reformbewegung Maria 2.0 hatte zuvor die Rückkehr des 65-Jährigen in sein Amt zum Anlass genommen, einen tiefgreifenden Wandel in der katholischen Kirche gefordert. Woelki komme zurück "gegen jeden Wunsch", sagte Sprecherin Maria Mesrian am Mittwoch dem WDR. Man halte davon nicht viel. "Aber für uns ist wichtig, dass man sich nicht nur auf den Kardinal fixiert", erklärte die Theologin. Es gehe nicht nur um eine Person, sondern es gehe um ein System. Die Kirche habe eine Struktur, die keine Machtkontrolle kenne, die willkürlich handle. "Deshalb muss dieses System kontrolliert werden", sagte Mesrian.

dho DPA AFP

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