Mord an 14-Jähriger "Du bist tot, Froschauge"

Mit einem Fleischermesser soll Baris G. letztes Jahr Pfingsten eine 14-Jährige ermordet und eine 13-Jährige Zeugin schwer verletzt haben. Beim Prozessauftakt kam es zu Handgreiflichkeiten.

Mit Tumulten hat der Prozess um die Tötung einer 14-jährigen Türkin vor dem Landgericht Hagen begonnen. Mit den Worten "Du bist tot, Froschauge. Dein Leben ist am Ende, damit du es weißt", stürzte sich die Mutter der toten Filis R. am Freitag auf den Hauptangeklagten Baris G.. Auch der 24-jährige Stiefvater der Toten sowie ein weiterer Mann griffen den Angeklagten tätlich an. Justizbeamten gelang es, die wütenden Männer zurückzureißen. In dem Handgemenge wurden mehrere Personen leicht verletzt, darunter Oberstaatsanwalt Wolfgang Rahmer.

Bei dem schließlich nach einer Unterbrechung fortgesetzten Prozess geht es um eine Bluttat auf einem Wanderparkplatz in Hagen. Der heute 21-jährige Baris G. soll laut Anklage die 14-jährige Filis R. mit etwa 30 Messerstichen getötet haben. Baris G. und der mitangeklagte, heute 18-jährige Fatih G. sollen danach die 13-jährige Nicole K. mit etwa 23 Messerstichen lebensgefährlich verletzt haben, um die Zeugin der ersten Bluttat zum Schweigen zu bringen. Die Anklage wirft den beiden jungen Männern Totschlag, versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung vor.

Trotz schwerer Verletzung zur Straße geschleppt

Die Tat ereignete sich am Pfingstmontag 2004. Nach einem gemeinsamen Abend unter anderem in Köln waren die aus Neuenrade stammenden Angeklagten laut Staatsanwaltschaft mit den beiden Mädchen auf den Wanderparkplatz gefahren. Vermutlich nach einem Streit habe Baris G. mit einem 15 Zentimeter langen Fleischermesser auf Filis R. eingestochen. Anschließend hätten beide Angeklagte die Zeugin Nicole K. mit Messern angegriffen. Als sie sie für tot hielten, seien sie vom Tatort geflohen. Das Mädchen konnte sich trotz schwerer Verletzungen zur Straße schleppen, wo sie von einem Autofahrer entdeckt wurde. Sie wurde durch eine Notoperation gerettet.

Er habe Filis R. nicht mit Absicht töten wollen und werde sein Leben mit seiner Tat und seiner Schuld verbringen müssen, ließ Baris G. seine Anwälte erklären. Seinem Mandanten gehe es sehr schlecht, erklärte Verteidiger Karl-Christoph Bode am Rande des Verfahrens. Er habe psychisch bedingten Haarausfall, außerdem sei er sehr angespannt wegen der Haft und dem Prozess.

Der zweite Angeklagte, Fatih G., wollte sich nicht zu den Vorwürfen äußern. Er verbarg beim Eintritt in den Gerichtssaal sein Gesicht und wirkte stoisch, während der mutmaßliche Haupttäter Baris G. fast die ganze Zeit über zu Boden sah und aufgewühlt wirkte.

Geschockt über Gewaltausbruch zum Prozessbeginn

Die Verteidiger der beiden Angeklagten zeigten sich geschockt über den Gewaltausbruch zum Prozessauftakt. Bode äußerte sich enttäuscht über die seiner Meinung nach laxen Sicherheitsvorkehrungen: "Wenn irgendjemand von denen ein Messer oder eine Pistole gehabt hätte, dann sähe es jetzt ganz anders aus", sagte er.

Burkhard Benecken, Anwalt der als Nebenklägerin auftretenden Mutter der Getöteten Filis R., versicherte, man wolle mit der Mandantin das Geschehene aufarbeiten. "Sie hat sich ja auch entschuldigt", sagte Benecken. Ferner habe sie bereits im Vorfeld der Verhandlung Beruhigungsspritzen bekommen. Die Reaktion während der Verhandlung sei nur als emotionaler Ausbruch zu verstehen. Die Mutter selbst sagte noch vor Gericht: "Es tut mit leid. Ich habe überreagiert und kann mich gar nicht richtig an das erinnern, was geschehen ist."

Der Vorsitzende Richter Frank Schreiber vertagte den Prozess nach der Verlesung der Anklage. Die Verhandlung soll am 17. Februar fortgesetzt werden.

AP
Doro Gornik/AP

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