Hass und Verachtung empfand Gero S. für seine ehemalige Lehrerin. Nicht schlechte Noten oder ungerechte Behandlung waren die Ursache für seine negativen Gefühle, sondern enttäuschte und unerwiderte Liebe. Seiner Ansicht nach hatte sie es nicht verdient zu leben. Ein Jahr lang bereitete der psychisch Kranke den Mord an der 35-Jährigen vor. Kurz vor Weihnachten im vergangenen Jahr setzte der 21-Jährige seinen Plan in die Tat um und erstach die Frau. Beim Prozessauftakt in Bremen legte der Angeklagte ein umfangreiches Geständnis ab.
"Ja, ich habe Heike B. am 18.12.2009 um 14.35 Uhr getötet", gestand Gero S. Der Angeklagte sagte aus, er habe am 6. November 2008 beschlossen, die Frau zu töten, weil sie sein Vertrauen enttäuscht habe. Den Tod der Lehrerin bedauere er nicht. "Ich muss zugeben, in gewisser Weise hat es mir leidgetan, was ich damals getan habe. Heute nicht mehr." Die Staatsanwaltschaft hat den Mann wegen Mordes im Zustand verminderter Schuldfähigkeit angeklagt.
Aufgelauert mit Messern und Holzpistole
Die 35 Jahre alte Lehrerin hatte seit 2006 an einem Gymnasium in Osterholz-Scharmbeck bei Bremen unterrichtet, das der Angeklagte damals besuchte. Laut Ermittlungen hatte S. der Frau signalisiert, dass er eine Liebesbeziehung zu ihr suchte. Die Lehrerin schaltete daraufhin die Schulleitung ein. Im Frühjahr 2009 musste der junge Mann die Schule wegen schlechter Leistungen verlassen. Am Tattag, dem 18. Dezember 2009, steckte Gero S. zwei Messer und eine "Holzpistole" ein und befestigte einen Peilsender am Auto der Frau. Dann lauerte er ihr vor ihrer Wohnung in Bremen auf. Als sie erschien, verlangte er, sie solle ihn mit in ihre Wohnung nehmen. Die Lehrerin wehrte sich und rief um Hilfe. Als ein Passant herbeieilte, stach der Täter mit dem Messer 21 Mal auf die Frau ein. Danach rief er über sein Handy selbst die Polizei.
Am ersten Prozesstag verlas der Angeklagte eine lange Chronologie der Tat und der Vorgeschichte aus seiner Sicht. Den Ablauf der Tat selbst hatte er nach eigener Aussage genau geplant: Ursprünglich habe er die Lehrerin in der Wohnung gefangen halten wollen. Dort sollte sie dann einen 260 Seiten langen Fragebogen beantworten, ehe er sie umbringen wollte. Eigentlich hatte der 21-Jährige eine Axt als Tatwaffe vorgesehen. Er habe dann aber sofort mit den Messern zugestochen, weil die Biologie- und Chemielehrerin sich gewehrt habe, sagte der Angeklagte. Er habe die Frau schon am Abend vor der Tat durch das Fenster beobachtet: "Ich dachte insgeheim, 'Das ist dein letzter Tag in Freiheit'." Auf die Frage des Richters nach seinem Motiv erklärte Gero S.: "Bei mir ist die Frage ungeklärt." Allerdings würde er das Opfer "hassen und verachten".
Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft im Prozess Neid und gekränkte Eitelkeit als Mordmotiv genannt. Die Anklagebehörde geht von einer schizophrenen Persönlichkeitsstörung bei dem Mann aus. Deswegen sei die Mordanklage mit der Einschränkung des Zustandes der erheblich verminderten Schuldfähigkeit erhoben worden.