In der Münchner U-Bahn ist es am Sonntag zum vierten Mal innerhalb von gut zwei Wochen zu einer brutalen Schlägerei mit Verletzten gekommen. Bei einem Streit in einer U-Bahn- Station waren drei Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren auf zwei 22 Jahre alte Männer losgegangen, wie die Polizei mitteilte. Einer der beiden Männer wurde niedergeschlagen und gegen den Kopf getreten. Die beiden Opfer mussten im Krankenhaus behandelt werden, konnten danach aber wieder entlassen werden. Die gewalttätigen Attacken hatten eine bundesweite Debatte um eine Verschärfung des Jugendstrafrechtes ausgelöst. In Frankfurt/Main schlugen sieben junge Männer in der Nacht zum Sonntag einen U-Bahnfahrer krankenhausreif.
Täter: Jung, männlich, Ausländer
Nach Angaben von Münchens Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer handelt es sich bei den drei mutmaßlichen Tätern des aktuellen Falls um einen 17-jährigen Iraker und zwei 16 Jahre alte Palästinenser. Einer der beiden Palästinenser wurde in Haft genommen. Er sei schon über ein Dutzend Mal, unter anderem wegen räuberischer Erpressung, in Erscheinung getreten, hieß es. Die beiden anderen Verdächtigen wurden nach ihrer Vernehmung auf freien Fuß gesetzt.
In Frankfurt/Main hatten sieben junge Männer in der Nacht zum Sonntag zunächst in einem U-Bahnzug randaliert und mehrere Scheiben zertrümmert, wie die Polizei mitteilte. Eine herbeigerufene Polizeistreife konnte verhindern, dass die Männer im Alter zwischen 17 und 21 Jahren auf den am Boden liegenden U-Bahnfahrer eintraten. Sie nahm die Männer fest. Der 43 Jahre alte Lokführer wurde in ein Krankenhaus gebracht. Angaben zum Tatmotiv lagen nicht vor.
Vorige Attacke aufgeklärt
Die vorangegangene Attacke in der Münchner U-Bahn hatte sich eine Woche zuvor ereignet. In diesem Fall wurden zwei der drei Tatverdächtigen am Samstag in Haft genommen. Bei den beiden Türken im Alter von 21 und 20 Jahren bestehe Wiederholungsgefahr, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Christian Schmidt-Sommerfeld. Zusammen mit einem 17-Jährigen sollen sie drei Fahrgäste der U-Bahn zusammengeschlagen haben. Ein Student und zwei 45 Jahre alte Männer hatten die jungen Männer zuvor gebeten, ihre Musik leiser zu machen, die sie während der Fahrt laut über ihr Handy gehört hatten. Die drei Türken verfolgten die beiden 45-Jährigen, als diese den Waggon verließen, schlugen und traten auf sie ein.
Zunächst konnten die Täter unerkannt flüchten. Nachdem die Polizei am Donnerstag Videoaufnahmen aus der U-Bahn veröffentlicht hatte, erkannten Beamte zwei der Männer. Der 17-Jährige und sein 21 Jahre alter Onkel wurden festgenommen, der Dritte stellte sich am Freitagabend mit seinem Anwalt der Polizei. Der jüngste Beschuldigte war nach der Vernehmung auf freien Fuß gesetzt worden. Zunächst sei nicht klar gewesen, ob der Jugendliche an den Tätlichkeiten beteiligt war, sagte ein Polizeisprecher.
CDU setzt auf härter Gangart
Kurz vor den Weihnachtsfeiertagen und am Heiligen Abend war es bereits zu gewaltsamen Übergriffen in der Münchner U-Bahn gekommen - beide Male war Streit ums Rauchen entbrannt. Zwei Jugendliche prügelten einen 76-Jährigen krankenhausreif, nachdem dieser sie gebeten hatte, ihre Zigaretten in dem Waggon auszumachen. Wenige Tage später schlug ein 30-jähriger Iraker aus dem gleichen Grund einen 48- Jährigen am Hauptbahnhof mit der Faust ins Gesicht.
Im Streit um härtere Strafen für junge Kriminelle forderte die CDU-Vorsitzende Angela Merkel die SPD auf, den Widerstand gegen ein härteres Jugendstrafrecht aufzugeben. Nach dem Willen der CDU soll das Thema noch vor den Landtagswahlen am 27. Januar in Hessen und Niedersachsen innerhalb der Koalition besprochen werden. SPD-Chef Kurt Beck hält die von der Union geforderte Verschärfung des Jugendstrafrechts für unnötig. "Zu reden ist über die Anwendung. Alles andere ist Schaumschlägerei", sagte Beck am Sonntag zu Beginn einer zweitägigen Klausursitzung der SPD-Führung in Hannover. "Es gibt beim Jugendstrafrecht keine Gesetzeslücken, allenfalls Handlungsdefizite."