Die 18-jährige Natascha Kampusch ist tatsächlich noch im vergangenen Winter mit ihrem Entführer Ski gefahren. Sie habe bei dem Ausflug zum Hochkar in Niederösterreich allerdings keine Chance zur Flucht gehabt, sagte ihr Anwalt Gabriel Lansky dem ORF-Sender Ö3.
Der stern hatte bereits am Mittwoch berichtet, dass Wolfgang Priklopil mit seinem Opfer Skifahren gegangen sei. Aus dem engsten Umfeld der 18-Jährigen war dies dem stern von mehreren Seiten bestätigt worden. Kampusch hatte diese Meldung jedoch laut Wiener "Kronenzeitung" zunächst zurückgewiesen.
stern 38, 2006
Lesen Sie mehr zum Fall Natascha im neuen stern
Ihr Anwalt sagte jetzt, dass Kampusch bei dem Ausflug keine Möglichkeit gehabt habe, ihrem Entführer zu entkommen: "Wenn man sich selber mal eine Sekunde in die Lage hineinversetzt, dann versteht man, dass ein Ausflug eines Anfängers auf den Skiern nicht wirklich geeignet ist, um die einzige Fluchtmöglichkeit seines Lebens zu beginnen."
Anwalt Lansky sagte dem Sender Ö3 nach Angaben der österreichischen Nachrichtenagentur APA, man habe so lange über diesen Skiausflug geschwiegen, weil man befürchtete, dass die Entführung dadurch verharmlost werden könnte. "Wir werden es nicht zulassen, dass hier versucht wird - um neue G’schichtln zu erfinden und die Medienspirale weiterzudrehen - , aus einem Opfer einen Täter zu machen."
In seiner aktuellen Titelgeschichte "Stark und rätselhaft: Natascha Kampusch" berichtet der stern über die komplizierten Wahrheiten der jungen Frau, die sich mehr als acht Jahre in den Händen ihres Entführers befand. Dabei auch von den Momenten, in denen sie theoretisch hätte fliehen können und es aus Angst vor ihrem Entführer und den angedrohten Konsequenzen nicht tat. So etwa bei Einkäufen, auf die sie Priklopil mitnahm, oder in dem Moment, als sie mit ihm in eine Verkehrskontrolle geriet.