Vier Jugendliche sollen einen Friedhofsbesucher ermordet haben, um an sein Auto zu kommen. Die 15 und 16 Jahre alten Angeklagten müssen sich seit Montag vor dem Landgericht Mönchengladbach verantworten. Laut Anklageschrift fragten die zwei Jungen und zwei Mädchen im nahe gelegenen Hückelhoven einen 54-Jährigen nach der Uhrzeit. Als der Mann ihnen nach der Auskunft den Rücken zukehrte, sollen sie ihn niedergestochen und von dem Schwerverletzten Autoschlüssel und Mobiltelefon verlangt haben.
Obwohl das Opfer ihnen beides gab, rammte der Älteste der Gruppe ihm laut Anklage mit voller Wucht die 20 Zentimeter lange Klinge eines Fleischermessers erneut in den Rücken. Der 54-Jährige verblutete auf dem Parkplatz des Friedhofs.
Der Mordprozess um die Bluttat, die sich am Gründonnerstag im März ereignete, wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt, weil die Angeklagten allesamt noch minderjährig sind. "Sie wollten laut Anklage in Spanien ein neues Leben beginnen", berichtete Gerichtssprecher Joachim Banke. Der 54-Jährige wurde zum Opfer, weil er der letzte Besucher des einsam gelegenen Friedhofs war.
Bei Flucht von Überwachungskamera gefilmt
Auf der Flucht nach Spanien bauten die Teenager jedoch einen Unfall und gerieten an Tankstellen ins Visier von Überwachungskameras, als sie die Rechnung prellten. Eine kleine Ordnungswidrigkeit wurde ihnen schließlich schon einen Tag nach dem Mord zum Verhängnis: Als Polizisten in Paris die Jugendlichen wegen Falschparkens zur Rechenschaft ziehen wollten, konnte sie keinen Führerschein vorweisen. Im Wagen entdeckten die Gendarmen dann ein blutiges Messer. Die jungen Leute wurden festgenommen und später ausgeliefert.
Verteidiger Hans-Joachim Ringk bezeichnete den Plan zur Flucht nach Spanien am Montag als "gewisse Spinnerei". Der Hauptangeklagte - er soll zugestochen haben - hatte die Tat bereits vor der Verhandlung zugegeben. Seine mutmaßlichen Komplizen beteuerten bei der Polizei, sie hätten nicht erwartet, dass beim Überfall jemand stirbt. Die Staatsanwaltschaft geht dagegen von einem gemeinsamen Mordplan aus. Den vier Teenagern droht wegen Raubmordes die Höchststrafe für Jugendliche von zehn Jahren Haft.
"Alle vier Angeklagten kommen aus problematischen familiären Verhältnissen", sagte Gerichtssprecher Banke. "Drei von ihnen waren zeitweise im Heim untergebracht." Das Jugendamt habe sich sehr um die drei bemüht. "Die beiden Jungen sind aber immer wieder entwichen."