+++ 14.47 Uhr: Ende des ersten Verhandlungstages +++
Ein Tag, eine Zeugin: Dienstagfrüh ab 8.30 Uhr wird das Kreuzverhör von Nachbarin Michelle Burger fortgesetzt.
+++ 14.28 Uhr: Schüsse, Schläge, Schreie +++
Zeugin Burger stimmt Verteidiger Gerrie Roux zu: Sie habe die vorgeblich männlichen und weiblichen Schreie nicht gleichzeitig gehört. Für Roux ist klar, dass die Stimme von Oscar Pistorius sich überschlagen würde, wenn er Angst habe. Ergo seien beide Laute ihm zuzuordnen.
Burger kontert dies und die Schlussfolgerung mit den Schlägen der Cricketschläger: "Die meisten Südafrikaner wissen, wie sich Schüsse anhören."
+++ 14.14 Uhr: Anwalt präsentiert Version von Pistorius +++
Stück für Stück geht Verteidiger Barry Roux die Aussage der Nachbarin durch, die sie direkt nach der Tat bei der Polizei machte. Immer wieder hakt er ein und versucht der Zeugin vorzuwerfen, sie würde ihre Aussage vor Gericht zu dramatisch darstellen. Roux erklärt dem Gericht die Version von Pistorius. Pistorius habe mit einem Cricketschläger auf den Boden geschlagen, um laut nach Hilfe zu rufen. Die Zeugin soll dies als Schüsse wahrgenommen haben. So sollen die langen zeitlichen Abstände erklärt werden.
Der Übersetzer hat mittlerweile hustend den Saal verlassen. Michelle Burger setzt ihre Aussage auf Englisch fort.
+++ 13.39 Uhr: Zeugin im Kreuzverhör +++
Nach der Mittagspause nimmt Pistorius' Anwalt, Barry Roux, Nachbarin Michelle Burger ins Kreuzverhör. Diese wiederholt ihre Aussage. Roux wirft ihr jedoch vor, mehr zu spekulieren, als sie tatsächlich wissen könne und ihre Aussage an das später öffentlich Gewordene anzupassen.
Immer wieder stört der Übersetzer mehr als er tatsächlich zu helfen scheint. Zwischendurch hilft die Zeugin bei der Formulierung ihrer eigenen Aussage im Englischen.
+++ 11.52 Uhr: "Blut in den Adern gefrieren" +++
Die dramatische Aussage von Nachbarin Michelle Burger geht weiter: Die Frauenschreie hätten "das Blut in den Adern gefrieren" lassen. Am Tag nach der Tat habe ihr Mann ihr erzählt, Pistorius habe Steenkamp für einen Einbrecher gehalten und erschossen. Dem Gericht sagt Burger nun: "Ich sagte meinem Ehemann, dass das nicht sein könne. Das war nicht, was wir gehört hatten."
Für Ärger sorgt bei einigen südafrikanischen Journalisten die Übersetzung. Der Prozess wird in Englisch geführt und dann in die anderen zehn Amtssprachen übersetzt. Burger macht ihre Zeugenaussage in ihrer Muttersprache Afrikaans. Der offizielle Übersetzer der Aussage ins Englische scheint Probleme zu haben. Das Fehlen eines Übersetzers sorgte am Morgen für eine Verzögerung.
Die Staatswaltschaft bittet die Richterin um eine Unterbrechung zur Mittagspause.
+++ 11.28 Uhr: Zeugin hörte erst Streit, dann Schüsse +++
Die Fernsehübertragung aus dem Gerichtssaal ist unterbrochen. Mehrere Journalisten twittern Teile der Aussage von Nachbarin Michelle Burger.
Sie sei um 22 Uhr ins Bett gegangen. Gegen drei Uhr morgens sei sie von den Schreien einer Frau aufgeweckt worden, die vom Grundstück Pistorius' kamen. Anschließend habe ein Mann drei Mal geschrien. Anschließend hat Burger den Wachdienst der eingezäunten Wohnsiedlung rufen lassen.
Laut der Zeugin wurden die Schreie immer lauter, bis sie schließlich
vier Schüsse
hörte. Dazwischen sollen lange Pause gewesen sein.
+++ 11.16 Uhr: Erste Zeugenaussagen nicht übertragen +++
Als erste Zeugin der Anklage wird Michelle Burger aufgerufen. Sie ist eine Nachbarin von Pistorius. Die Staatsanwaltschaft erklärt, dass ihre Aussage, sowie die des nächsten Zeugen, nur zu hören sein werden. Die Gesichter beider Zeugen werden nicht der Öffentlichkeit gezeigt.
+++ 10.57 Uhr: Pistorius bestreitet Prothesen getragen zu haben +++
Während Pistorius' Anwalt eine erste Stellungnahme verliest, steht Pistorius hinter ihm allein auf der Anklagebank. Mehrmals wird energisch die Annahme der Staatsanwaltschaft zurückgewiesen, wonach der 27-Jährige während der Schüsse seine Beinprothesen getragen habe. Die Staatsanwaltschaft führt dies als Beweis an, dass Pistorius bewusst hinter Steenkamp her gelaufen ist.
Die Mutter der getöteten Reeva Steenkamp, June, verfolgt aufmerksam die Rede des Anwalts.
+++ 10.39 Uhr: Prozess beginnt +++
Der Prozess gegen Sprintstar Oscar Pitorius beginnt. Richterin Thokozile Masipa eröffnet das Verfahren und entschuldigt sich für den "kleinen Schluckauf" am ersten Verhandlungstag. Der Prozess findet auf Englisch statt. Zuvor gab es Probleme einen geeigneten "Afrikaans"-Übersetzer aufzutreiben.
Bei der Verlesung der Mordanklage plädiert Pistorius auf "nicht schuldig". Bei mehreren Anklagepunkten, die sich auf Verstöße gegen Waffengesetze beziehen, beantwortet Pistorius mit "nicht schuldig".
+++ 10:08 Uhr: Kein Übersetzer +++
In einem Land mit elf Amtssprachen kann es schon einmal Probleme bei der Übersetzung geben. Bis 10.30 Uhr sollen die gelöst sein und der Prozess beginnen.
+++ 9:58 Uhr: Verspäteter Verhandlungsbeginn +++
Eigentlich sollte der Prozess schon längst begonnen haben. Der Angeklagte ist vor Ort, die Staatsanwaltschaft auch, nur die Richterin hat den Saal noch nicht betreten. Stattdessen erlebte der Prozess seinen ersten kleinen Skandal. Eine Frau, die schon während der Kautionsverhandlung störte, ist erneut aufgetaucht und wurde vom Sicherheitspersonal nach kurzer Zeit des Gebäudes verwiesen.
+++ 8:49 Uhr: Ankunft von Oscar Pistorius +++
Oscar Pistorius betritt das Gerichtsgebäude. Er wird von einem Mann umarmt, den mehrere Journalisten als Gerichtszeichner identifizieren. Der Mann soll auch Leichtathletiktrainer an der University of Pretoria sein. Südafrikanische Journalisten berichten über jedes Detail: die Farbe des Anzugs, die Mimik des 27-Jährigen, dass er Bleistift und Notizzettel mitgebracht hat - es wird getwittert, was das Zeug hält.
+++ 8.12 Uhr: Mutter von Reeva Steenkamp betritt Gerichtsgebäude +++
Begleitet von einem ungeheuren Medienrummel beginnt der Prozesstag gegen den Paralympics-Star Oscar Pistorius. Erstmals in der Geschichte Südafrikas wird ein Mordprozess in großen Teilen live vom Fernsehen übertragen. Pistorius hatte in der Nacht zum 14. Februar 2013 seine Freundin Reeva Steenkamp, 29, in seiner Wohnung durch eine verschlossene Tür erschossen. Etwa 300 Journalisten aus aller Welt sind vor Ort. Etwa eine Stunde vor Beginn der Verhandlung wurden Reporter in den Gerichtssaal gelassen. Wegen des großen Andrangs sollen mindestens zehn Fernsehbildschirme aufgebaut worden sein, berichten Journalisten, die sich vor Ort befinden.