Vor ihrem Tod kauft Veronika G. Pralinen. Dann macht sie ein paar Urlaubsbesorgungen. Mit ihrem Mann Klaus will sie in den USA Verwandte besuchen. In drei Tagen soll es losgehen. Es ist Freitag, der 25. Juli 1997, Veronika G. wird nicht in den Flieger steigen.
Die G.s sind ein protestantisches Vorzeigepaar. Sie sind seit 29 Jahren verheiratet und leben auf einem alten Rittergut in Beienrode, einer 600-Seelen-Gemeinde im Südosten Niedersachsens. Zum Gut gehören eine Kapelle, ein Pfarrhaus und das Seniorenheim „Haus der helfenden Hände“. Klaus G., 56, ist bundesweit bekannt für sein Engagement in der Friedensbewegung und in der Gemeinde beliebt, dank seiner Predigten und Hauskonzerte. Seine 53-jährige Frau stammt aus einer einflussreichen Theologenfamilie, die ihr auch das Rittergut vererbt hat. Sie ist ehrenamtliche Bürgermeisterin und gemeinsam mit ihrem Mann Leiterin des Seniorenheims. Man kann sagen: Veronika und Klaus G. sind die größten Stützen der Gemeinde. Fehlt eine, gerät vieles ins Wanken.

Nur wenige Stunden nachdem Veronika G. die Flugtickets abgeholt hat, meldet ihr Mann sie als vermisst. Sie seien verabredet gewesen, doch seine Frau sei nicht erschienen. Er glaube an ein Verbrechen, denn Veronika sei sehr zuverlässig. Die Polizisten sagen, er solle erst mal abwarten. Doch schon am nächsten Morgen storniert G. die Tickets und verteilt Handzettel mit einem Suchaufruf.
Als Erstes wird der rote VW Passat der G.s. gefunden, am Braunschweiger Hauptbahnhof. Am folgenden Tag entdeckt ein Jäger in einem Waldstück eine Leiche. Sie liegt auf dem Rücken, trägt Jeans und Bluse und am Handgelenk eine Uhr. Die Tote ist Veronika G. Der Kopf: zertrümmert. Die Polizei verhaftet: ihren Ehemann.
Das Dörfchen Beienrode ist erschüttert. Das Volksfest wird abgesagt, bei einem Fußballspiel weht die Vereinsflagge auf halbmast, der Kirchenvorstand schreibt im Gemeindebrief: „Alle, die Pastor Klaus G. wirklich kennen, wissen, dass es völlig absurd und unmöglich ist, was ihm da in die Schuhe geschoben wird.“