Der 11. August 2006 war ein drückend heißer Freitag in einem langen heißen Sommer. Eine 16-Jährige sagte, dass sie in dieser Nacht vergewaltigt worden sei, in einem Schuppen an einem Feldweg in meiner Heimatstadt Arlington, Texas. Niemand kam je dafür vor Gericht, niemand wurde je dafür bestraft. Niemand außer ihr.
1. Die Nacht
Ich kannte sie nicht, die junge Cheerleaderin, die sagte, dass sie nach einer Party von zwei älteren Jungs überwältigt worden war. Aber ich kannte das Getuschel über sie, in den Klassenzimmern und auf den Fluren. Die Gerüchte setzten die ganze Schule unter Strom, sie drangen sogar zu den Strebern und den Debattennerds wie mir. Zu Leuten, die nur darüber spekulieren konnten, was bei den Partys der Großen abging. Ich ging in die zehnte Klasse und war 15 Jahre alt. Auch ich machte mir ein Bild von dem, was passiert war, oder vielmehr davon, was man sich so darüber erzählte.
An einem Herbsttag des Jahres 2006 stand ich oben auf der Treppe zum Schulhof, sah auf die im Nachmittagslicht glitzernden Autos der älteren Schüler hinab. Auf mehrere der Wagen war in Kreidefarben eine Botschaft gemalt: FAITH. Für mich sahen sie wie Grabsteine aus, geheimnisvoll, monoton nebeneinandergereiht.