Terroralarm in Sydney Geiselnehmer verlangt nach IS-Flagge

In Sydney hat ein mutmaßlicher Terrorist ein Café gestürmt und die Besucher als Geiseln genommen. Zwei mussten eine Fahne mit arabischen Schriftzeichen hoch halten, fünf weitere konnten fliehen.

Die australische Anti-Terror-Polizei ist nach einem Überfall mit Geiselnahme in Sydney im Großeinsatz. "Es handelt sich um mindestens einen bewaffneten Täter, der eine unbekannte Zahl von Geiseln festhält", sagte Polizeichef Andrew Scipione bei einer Pressekonferenz. Die Behörden hätten Kontakt zum Geiselnehmer. "Das mag eine Weile dauern." Über das mögliche Motiv des Täters wollte sich eine Sprecherin nicht äußern.

Einem Medienbericht zufolge habe der Mann mittlerweile nach einer IS-Flagge verlangt. Zudem habe er gefordert, mit Australiens Premierminister Tony Abbott zu telefonieren, berichtete der Fernsehsender Channel Ten am Montag. Demnach war es dem Sender gelungen, direkt mit zwei der Geiseln in dem Café in der Innenstadt von Sydney zu telefonieren. Ihren Angaben zufolge sagte der Geiselnehmer, er habe vier Bomben versteckt, zwei im Café und zwei an anderen Orten der Innenstadt. Die Polizei bestätigte den Bericht nicht.

Nach Angaben von Abbott gab es Anzeichen für eine politisch motivierte Tat. "Dies ist ein sehr beunruhigender Vorfall", sagte er. Der Geiselnehmer war am Morgen in ein Café der Firma Lindt im Herzen von Sydney gestürmt, wie Augenzeugen berichteten. Er zwang zwei Frauen, eine schwarze Fahne von innen an ein Fenster zu pressen. Darauf stand "Allah ist groß", wie der Terrorismusexperte der Monash-Universität, Greg Barton, im Fernsehen sagte. Sie werde oft von Dschihadisten benutzt. Es handelte sich aber nicht um die Fahne der im Irak und in Syrien aktiven Terrormiliz Islamischer Staat. Die Bedeutung der Fahne werde noch untersucht, sagte Scipione. "Wir prüfen noch, welche Motivation dahinter steckt. Wir wissen noch nicht, woher der Mann kommt."

In dem Café sollen sich rund 30 Geiseln befinden. Der Chef von Lindt in Australien, Steve Loane, sprach zunächst von möglicherweise 40 bis 50 Gästen und Mitarbeitern in dem Café. Fünf davon konnten allerdings fliehen. Der öffentliche Verkehr wurde in Sydney weiträumig umgeleitet. Die Flugsicherung dementierte Medienberichte, wonach der Luftraum über Sydney gesperrt worden sei. "Wir tun alles, um dies zu einem friedlichen Ende zu bringen", sagte Scipione. Die Polizei sei auf solche Einsätze vorbereitet.

"Terroranschlag wahrscheinlich"

Abbott berief umgehend den Sicherheitsrat ein. "Es gibt Menschen auf der Welt, die uns Böses wollen", sagte er. Er rief die Australier auf, sich nicht von ihren Alltagsaktivitäten abhalten zu lassen. Das sei das Ziel von politisch motivierten Tätern, und dem dürfe man keinen Vorschub leisten.

Martin Place ist ein historischer Platz in der Fußgängerzone im Geschäftsviertel. In der Umgebung arbeiten tausende Menschen. In unmittelbarer Nähe liegen mehrere Bankzentralen, das Büro des Ministerpräsidenten von New South Wales und das US-Konsulat. Die Polizei räumte mehrere Gebäude und wies die Menschen mit Bürofenstern direkt am Platz an, sich in die hinteren Teile ihrer Gebäude zurückzuziehen. Fernsehsender filmten den Geiselnehmer durch ein Fenster des Cafés. Auf dem Video war ein Mann mittleren Alters mit grauem Bart und einem Kopftuch zu sehen, auf dem offenbar arabische Schriftzeichen standen. Der Mann trug einen schwarzen Rucksack.

Australien ist seit September unter erhöhtem Terroralarm. Es gilt Alarmstufe drei der vierstufigen Skala, was bedeutet: "Terroranschlag wahrscheinlich". Bei einer Großrazzia hatte die Polizei im September nach eigenen Angaben einen Anschlag mit Enthauptung auf australischem Boden vereitelt.

DPA
she/ono/AFP/DPA

PRODUKTE & TIPPS