Zwei Thüringer Polizisten stehen im Verdacht, eine Frau bei einer Wohnungsdurchsuchung gemeinsam sexuell missbraucht und vergewaltigt zu haben. Die Beamten seien weiter in Untersuchungshaft, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Erfurt am Donnerstag auf Anfrage. Das Amtsgericht Erfurt hatte Haftbefehle gegen sie erlassen. Die Staatsanwaltschaft wirft den Beamten gemeinschaftlichen sexuellen Missbrauch in Tateinheit mit gemeinschaftlicher Vergewaltigung im besonders schweren Fall vor.
Bei den beschuldigten Polizisten soll es sich nach Informationen der DPA und des MDR um Beamte der Landespolizeiinspektion Gotha handeln. Die Frau soll einen Tag nach dem sexuellen Übergriff bei einer Aussage die Beamten beschuldigt haben. Anlass für die Durchsuchung soll der Verdacht gewesen sein, dass die Frau falsche Identitäten benutzte. Der Verdacht soll bei einer Polizeikontrolle der Frau entstanden sein, als es auch um ihre Papiere ging.
Die Staatsanwaltschaft will sich zu Details des Falls weiterhin nicht äußern. Es gehe um ein schnelles Ermittlungsergebnis und den Schutz aller an dem Fall Beteiligten, begründete der diensthabende Staatsanwalt die Entscheidung der Ermittlungsbehörde.
Einer der Beschuldigten soll versucht haben, zu fliehen
Auch zu Angaben aus Sicherheitskreisen, einer der Beamten habe versucht, sich der Verhaftung durch Flucht zu entziehen und es könnte sich bei dem Opfer um eine Bürgerin aus einem anderen EU-Land handeln, machte der Staatsanwalt keine Angaben. Thüringer Medien berichteten am Donnerstag, die Tat solle sich in oder um Arnstadt (Ilm-Kreis) ereignet haben.
"Die Tat soll am 28.9.2019 während der Dienstausübung begangen worden sein", heißt es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft. Die Tatverdächtigen hätten sich beim Haftrichter nicht zu den Vorwürfen geäußert. Rein rechtlich war die Frau bei der polizeilichen Wohnungsdurchsuchung eine "behördlich Verwahrte". Im Fall einer Verurteilung drohen den beiden Beamten laut Staatsanwaltschaft Haftstrafen zwischen drei und 15 Jahren.

Schock bei der Polizei
Nach Angaben des thüringischen Innenministers Georg Maier wurden direkt nach Bekanntwerden der Vorwürfe die Staatsanwaltschaft und die Experten für interne Ermittlungen der Landespolizeidirektion eingeschaltet. "Wenn sich der Vorwurf bestätigen sollte, wäre dies nicht nur eine schwere Straftat, sondern würde auch erhebliche dienstrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen", erklärte der Minister. Er sprach von gravierenden Vorwürfen, die, sollten sie sich bestätigen, das Vertrauen in die Polizei mindern könnten. Von Polizisten werde erwartet, dass sie sich vorbildlich verhielten.
Der Vorfall zeige, dass die internen Ermittlungen schnell gegriffen und die Polizei konsequent auch gegen eigene Kollegen ermittelt habe, erklärte der innenpolitische Sprecher der Grünen im Landtag, Dirk Adams. Auch innerhalb der Polizei sorgte der Fall für Entsetzen und Diskussionen, hieß es aus verschiedenen Dienststellen.