Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller ringt um Fassung: "Es erschreckt vor allem diese Kaltblütigkeit und wie überlegt der Täter vorgegangen ist", sagt der Politiker dem Sender "radioBerlin 88,8". "Unsere Gedanken sind bei der Familie des Kindes." Der kleine Mohamed wurde nur vier Jahre alt. Am Donnerstag wurde der Junge im Kofferraum des Wagens des geständigen Tatverdächtigen Silvio S. gefunden - alle Hoffnungen auf ein Wunder waren damit dahin. Der 32-jährige wird noch an diesem Freitag dem Haftrichter vorgeführt.
Die Kaltblütigkeit und Überlegung, von der Müller spricht, liegt im Vorgehen des Täters. Aldiana J., die Mutter des Kleinen, dürfte nur wenige Meter entfernt gestanden haben, als Silvio S. am 1. Oktober Mohamed anspricht. Im Gedränge vor dem Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso), wo Asylberechtigte Geld für ihre Familien abholen, hatte die junge Frau ihr Kind kurz aus den Augen verloren. Da hatte das Unheil schon seinen Lauf genommen: Bilder einer Überwachungskamera eines Geschäftes in der Nähe des Lageso zeigen, wie Silvio S. seelenruhig mit dem Jungen an der Hand spaziert.
Mutter erkannte ihren Sohn
Was genau danach passiert ist, das muss die Polizei noch ermitteln. Klar ist aber, dass der Kleine schon länger tot ist. Die Leiche wurde noch am Donnerstag obduziert. Wie lange sie in jener Wanne gelegen hat, die im Kofferraum von S. Wagen gefunden wurde, ist ebenfalls noch nicht bekannt. Auch hier offenbart sich eine Mischung aus Kaltblütigkeit und Sorglosigkeit. Der mutmaßliche Täter lebte bisher bei seiner Mutter in einem dörflichen Umfeld in Niedergörsdorf bei Jüterborg - südlich von Berlin. Auffälliges Verhalten bleibt hier in der Regel nicht verborgen.
Und so war es dann auch die Mutter des Verdächtigen, die ihn auf den Fahndungsfotos erkannte. Sie brachte den Willen auf, der Polizei den entscheidenden Hinweis auf ihren Sohn zu geben. Silvio. S. hat die Tat inzwischen gestanden. Keine Erkenntnisse gibt es bisher zu den Motiven der Tat. Geprüft wird, ob Silvio S. möglicherweise noch für den Tod anderer vermisster Kinder in der Region verantwortlich ist. Genannt wurde vor allem der Fall des seit Juli in Potsdam verschwundenen Elias.
Mahnwache und Kritik
Mohameds Eltern werden den furchtbaren Tag, an dem ihr kleiner Sohn vor dem Lageso verschwand, sicher nicht mehr vergessen können. Vor dem Landesamt versammelten sich am Donnerstagabend rund 100 Menschen zu einer Trauer- und Mahnwache. Blumen, Stofftiere und Kerzen wurden zum Gedenken an Mohamed niedergelegt. Der Fall lässt die Kritik an den Zuständen vor dem Lageso, vor dem sich regelmäßig lange Schlangen bilden, aufleben. Helferinnen bemängeln, dass es keinen ausreichenden Schutz für die Menschenmassen dort gibt. Der Tod des kleinen Mohamed belegt dies auf schreckliche Weise.