Ihren letzten Tag verbrachte Lesia J. aus dem Großraum Houston im US-Bundesstaat Texas mit ihren beiden Brüdern an einem See in ihrer Nachbarschaft. Es war der 7. September 1979. Als sie den See verließen, liefen ihre Brüder schon voraus. Das Mädchen folgte ihnen. Als sie jedoch nicht zu Hause ankam, alarmierte ihre Familie die Polizei. Eine umfangreiche Suche nach der Zwölfjährigen begann. Einen Tag später wurde ihre Brille an einer Kreuzung in der Gegend gefunden.
Sechs Tage nach ihrem Verschwinden fand ein Ölfeldarbeiter am 13. September die nackte Leiche des Mädchens in einem dicht bewaldeten Gebiet entlang einer Pipeline – rund 800 Meter vom See entfernt. Eine Autopsie ergab, dass Lesia sexuell missbraucht und erdrosselt worden war. Die Ermittlungen zu dem Fall zogen sich über Jahre hin und obwohl allen Hinweisen nachgegangen wurde, wurde der Fall schließlich zu den Akten gelegt.
Polizei in den USA veröffentlichte 2018 neue Details
Im Mai 2005 nahm eine neu geschaffene Mordkommission den Cold Case wieder auf. 2018 veröffentlichte die Polizeibehörde von Montgomery County erstmals neue Details und Fotos zu dem Mordfall. Auf den Bildern war ein zerrissenes T-Shirt und Lesias blauer Bikini zu sehen sowie eine goldene Schmetterlingshalskette, die Lesia an dem Tag ihres Verschwindens trug. Der passende Ring dazu, den sie ebenfalls an dem Tag trug, wurde nie gefunden. Die Ermittler behielten dieses Detail all die Jahre für sich, in der Hoffnung, dass der Mörder ihn haben könnte, um ihn mit dem Mord an Lesia in Verbindung zu bringen. Zwar wurde der Bikini seit dem Auffinden in den folgenden Jahren mehrfach auf DNA-Spuren untersucht, jedoch ohne Erfolg.
Im Oktober 2021 setzten die Ermittler dann eine neue forensische Technologie ein und extrahierten damit Beweise, die sich auf der Kleidung des Mädchens befanden. Ein DNA-Abgleich brachte die forensischen Wissenschaftler zunächst zu einem unbekannten männlichen DNA-Profil. Ein Abgleich mit dem Computersystem des FBIs führte dann zu einem Mann namens Gerald Dewight Casey.
Mörder von Lesia Michell im April 2002 hingerichtet
Doch der war bereits tot. Wegen Mordes an einer Frau im Jahr 1989 wurde er am 18. April 2002 in Huntsville durch die Giftspritze hingerichtet, wie der Sheriff von Montgomery County jetzt bekanntgab. "Diese komplexe und detaillierte Untersuchung, die sich über 43 Jahre erstreckte, ist der älteste Cold-Case-Mordfall der vom Montgomery County Sheriff's Office untersucht und gelöst wurde", heißt es in einer Erklärung auf Facebook. "Die Hartnäckigkeit und Sorgfalt, mit der ein engagiertes Team diesen Fall gelöst hat, ist eine Mahnung an die Öffentlichkeit und an diejenigen, die in unseren Gemeinden Verbrechen begehen, dass wir in unseren Bemühungen, die schwierigsten Fälle zu lösen und traumatisierten Familien einen Abschluss zu verschaffen, niemals nachlassen werden."
Zwar kann der Mörder von Lesia J. nun nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden, doch in einem früheren Bericht über den Fall heißt es, ihre Familie hätte ihm bereits vor vielen Jahren verziehen – weil sie nur so weiterleben konnten.

Sehen Sie im Video: Damit hätten die Kollegen wohl nicht gerechnet: Die stellvertretende Gefängnisleitung Vicky White setzt sich gemeinsam mit einem Insassen ab. Seelenruhig verlassen die beiden das Gefängnis in Alabama und werden dabei von Überwachungskameras aufgenommen.