Bei der Suche nach dem zehnjährigen Sebastian auf der Ferieninsel Amrum hat auch der Einsatz von Hubschraubern mit Wärmebildkameras, Schiffen und Spürhunden bislang keinen Erfolg gebracht. Die Polizei setzt deshalb jetzt auf die Mithilfe der Bevölkerung. Sebastian wird seit dem späten Sonntagnachmittag vermisst. Er hatte zu der Zeit auf dem Spielplatz in Wittdün im Bereich des Piratenschiffes gespielt und war danach spurlos verschwunden.
Die Ermittler bitten nun Touristen und Einheimische, die am Sonntag zwischen 12 und 20 Uhr Bilder oder Videoaufnahmen im Bereich des Piratenschiffes gemacht haben, diese in digitalisierter Form an die Kripo in Niebüll zu senden. Die Mailadresse lautet niebuell.kpast@polizei.landsh.de. Zeugen, die persönlich bei der Polizeistation in Nebel erscheinen, sollen ein USB-Kabel (für die Kamera) oder Datenträger (z.B. SD-Karte oder Stick) mitnehmen.
Nach wie vor sucht die Polizei auch Spielfreunde von Sebastian, die nach 17 Uhr noch mit ihm Kontakt hatten. Sie könnten den Ermittlern eventuell weiterhelfen. Sebastian soll kurz vor 18 Uhr noch mit einem anderen kleinen blonden Jungen im Bereich des Piratenschiffes gesehen worden sein. Die Behörden bitten um Hinweise an die Kripo in Niebüll unter der Telefonnummer 04661-40110 oder die Polizei in Nebel unter der Telefonnummer 04682-96440.
"Wir geben nicht auf. Wir greifen jede Spur auf"
Eine erste Hoffnung auf eine Spur von Sebastian zerschlug sich am Dienstag bereits. Das Urlauberkind aus Österreich hatte auf dem Spielplatz in Wittdün einen Jungen namens Lukas kennengelernt, von dem die Ermittler sich Hinweise erhofften. Nach einem Aufruf der Polizei meldete sich Lukas und berichtete, er habe tatsächlich am Sonntag bis 16:30 Uhr mit Sebastian gespielt, sei dann aber gegangen und habe den Zehnjährigen spielend am Piratenschiff zurückgelassen. Der Spielplatz liegt nur einige hundert Meter von dem Ferienhaus entfernt, in dem der Junge nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung mit seinen Eltern und seiner Schwester Urlaub machte.
"Wir geben nicht auf. Wir greifen jede Spur auf", sagte Polizeisprecherin Kristin Stielow. Es hätten sich zwar mehrere Menschen bei der Polizei gemeldet, aber es gebe nichts Konkretes. Die Behörden veröffentlichten auch Fotos von Sebastian im Internet. "Die Bilder sollen weltweit zu sehen sein. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Sebastian irgendwie aufs Festland gekommen ist", erklärte Stielow.
Nach Angaben der Sprecherin ermittelt die Polizei in alle Richtungen. Ein Unglück sei möglich, aber auch ein Verbrechen nicht auszuschließen. Auf der Insel wird zudem spekuliert, dass der Junge möglicherweise ins Wasser ging und nicht mehr ans Ufer kam. Doch zum Zeitpunkt von Sebastians Verschwinden herrschte Niedrigwasser. "Außerdem konnte er gut schwimmen", zitierte die "Bild"-Zeitung die Mutter.
Sebastian wird seit dem 1. Juli vermisst. Er ist mit einem blauen Langarmshirt aus Fleece und einer Jeans bekleidet. Der Junge hat blonde Locken, die auf Ohrhöhe geschnitten sind. Er ist barfuß unterwegs.