Nach einem Treffen mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erzählen Ahmed Abunada, Chefarzt für Gefäßchirurgie am Al-Shifa-Krankenhaus und Mohammed Jouba von ihren Erlebnissen im Gazastreifen in den vergangenen Tagen und was sie von der Waffenruhe erwarten.
Video Ausgereiste Deutsche berichten aus Gaza

STORY: HINWEIS: DIESER BEITRAG GEHT IHNEN OHNE SPRECHERTEXT ZU O-TON Ahmed Abunada, Chefarzt für Gefäßchirurgie Al-Shifa-Krankenhaus, Gaza "Ich weiß nicht, ob man Al-Shifa als Klinik bezeichnen darf. Die Klinik existiert nicht mehr, ist nur ein Gebäude ohne Wasser, ohne Sauerstoff, ohne Strom, ohne Instrumente. Das ist keine Klinik mehr. Deshalb habe ich auch die Klinik bzw. dieses Gebäude verlassen, weil ich könnte dann in der letzten Woche meine Arbeit nicht machen, weil ich stehe da, ich kann dem Patienten gar nicht mehr helfen. Also genau so machtlos wie der Patient. Und ich warte, bis der Patient stirbt. Bin gestern in Berlin angekommen. Ich habe eine Nachricht von einem Patienten bekommen, bei dem wir eine Nierentransplantation durchgeführt haben vor sechs Monaten. Und er schreibt: Die Niere funktioniert nicht mehr. Die Niere hat er von seiner Frau bekommen. Die Niere funktioniert nicht mehr. Wo sind Sie, Herr Doktor? Ich muss Sie sehen. Ich brauche Sie. Ich brauche Sie. Die Nachricht habe ich auf meinem Handy. Ich brauche Sie. Ich kann ihm nicht helfen." O-TON Mohammed Jouba, besuchte seine Familie in Gaza "Also, ich konnte nur zwei Tage mit meiner Familie friedlich verbringen. Und danach hat der Krieg angefangen. Das war für uns ganz, ganz überraschend und ganz unerwartet, muss man so sagen. Und die Situation hat sich drastisch und ganz, ganz rasch verschlechtert. Ich habe viele, viele von meiner Familie verloren. Also, mein Bruder ist getötet worden. Ein Onkel von mir ist getötet worden, mit seinen drei Kindern. Meine Cousine ist auch getötet worden, mit ihren vier Kindern. Zwei Brüder von mir sind auch verletzt worden. Das war ganz, ganz harte Zeit, muss ich sagen. Viele Familien wissen nicht: Wie geht es den anderen Mitgliedern der Familie zum Beispiel. Und die haben jetzt den Luxus, jetzt ist Zeit zu weinen, sag ich mal so. Im Krieg hat man keine Chance, wenn man ist. Immer unter Stress. Man weiß nicht was, was konnte ja passieren jede Sekunde. Jetzt wahrscheinlich haben die den Luxus, sag ich mal so, einfach ihre Emotionen einfach mal so rauszuholen. Ich hoffe irgendwann auch eine Dauerlösung gefunden wird. Aber ich weiß nicht. Ich kann mich nicht so gut vorstellen, welche gute oder passende Lösung gibt."