Es sei nicht hilfreich, wenn die Rahmenbedingungen durch die Politik alle paar Wochen geändert würden, sagte KBV-Chef Andreas Gassen.
Video Booster-Impfung: Kassenärzte kritisieren Politik

Impfungen sind das entscheidende Mittel im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Daran gibt es nur wenige Zweifel. Ob allerdings eine sogenannte Booster-Impfung - in den meisten Fällen also eine dritte Impfung - angesichts steigender Corona-Infektionen sinnvoll ist, wird derzeit lebhaft diskutiert. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung KBV rät bei Booster-Impfungen zu einem geordneten Verfahren und kritisiert die Politik wegen nicht eindeutiger Ansagen. KBV-Chef Andreas Gassen sagte am Dienstag in Berlin: "Wir reden über rund 15 Millionen Menschen, die bis Ende Dezember ihre Booster-Impfung bekommen sollten. Dafür wäre es zum Beispiel gut und hilfreich, wenn die in einem geordneten Einladungsverfahren auch erfahren würden, dass sie jetzt zur Zielgruppe der Booster-Impfung gehören. Und da hindert es manchmal auch manchen daran, wenn immer wieder davon abweichende Empfehlungen eben nicht ärztlicher Provenienz kommen, die dann die Bevölkerung verunsichern, Abläufe in Praxen auch chaotisieren zum Teil und insgesamt das Ganze eher bremsen als beschleunigen." Gassen bezog sich mit seiner Kritik offenbar auf Aussagen des geschäftsführenden Gesundheitsministers Jens Spahn, der zweifach Geimpfte generell zu einer Booster-Impfung aufgerufen hat. Spahn hat zudem eine flächendeckende Wiedereröffnung der Impfzentren ins Spiel gebracht, um für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen. Auch dagegen wandte sich Gassen: "Impfzentren lösen das Problem nicht", sagte er. Die Hausärzte seien in einem geordneten Verfahren durchaus zu den Booster-Impfungen in der Lage. Die Ständige Impfkommission (STIKO) wolle in wenigen Wochen entscheiden, ob sie Auffrischungsimpfungen für alle empfehlen werde, sagte der StIKO-Vorsitzende Thomas Mertens: "Und das beschäftigt die Stiko, kann ich Ihnen ganz offen sagen, im Augenblick sehr. Und wir werden also über kurz oder lang natürlich auch dazu Stellung nehmen müssen, ob eine solche Impfung der unter 60-Jährigen jetzt nicht aus der Indikation des Individualschutzes so sehr, sondern aus der Indikation der Unterbrechung von Transmission oder Verminderung von Transmission sinnvoll sein kann." Die STIKO empfiehlt momentan allen Menschen ab 70 Jahren eine Corona-Auffrischungsimpfung, sobald die letzte länger als sechs Monate her ist. Diese Empfehlung gilt auch für alle, die mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson geimpft wurden. Die Gesundheitsminister halten Auffrischungsimpfungen darüber hinaus auch schon für alle über 60-Jährigen für sinnvoll. Grundsätzlich sind sie laut Impfverordnung für alle anderen Menschen ebenfalls möglich.