Die Europäische Zentralbank nimmt auf ihrem Zinserhöhungskurs im Kampf gegen die hohe Inflation den Fuß etwas vom Gas. Sie hob am Donnerstag auf ihrer Zinssitzung in Frankfurt die Schlüsselsätze nur um einen Viertel Prozentpunkt an, nachdem sie diese noch im März um einen halben Punkt nach oben gesetzt hatte.
Video EZB drosselt Tempo und erhöht Zinsen um einen Viertel Prozentpunkt

STORY: Die Europäischen Zentralbank hat am Donnerstag ihre Entscheidung bekanntgegeben, das Tempo ihrer Zinserhöhungen zu verlangsamen und sich künftige Maßnahmen im Kampf gegen die hartnäckig hohe Inflation offen zu halten. Europäische Aktien konnten danach ihrer Verluste etwas verringern. Die abnehmenden Zinserwartungen nach dem Entscheid der EZB drückten den Euro. Die Gemeinschaftswährung verlor am Nachmittag 0,2 Prozent und fand sich bei 1,1041 US-Dollar wieder, zuvor waren es noch 1,1078 Dollar gewesen. Der Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank, Robert Halver, sagte, er erwarte bis zum Sommer eine Änderung der Zinserhöhungen der EZB. "Ich erwarte auf den nächsten zwei Sitzungen noch zwei Zinserhöhungen à 25 Basispunkten und dann ist sie durch, mehr verträgt unsere Wirtschaft nicht, wir haben zu große Strukturdefizite." Die EZB hatte ihre Zinssätze um 25 Basispunkte angehoben, die geringste Anhebung seit Beginn der Zinserhöhungen im vergangenen Sommer, und erhöhte damit den Zinssatz für Bankeinlagen, der als Maßstab für die Kreditkosten in der Eurozone mit ihren 20 Ländern gilt, von zuvor 3,0 % auf 3,25 %. "Ich glaube, hinter vorgehaltener Hand ist klar, was die EZB will. Für sie ist die Stabilität der Eurozone wichtiger als Preisstabilität. Wenn die Eurozone scheitern würde, dann hätten wir ganz andere Probleme." EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte sich am Donnerstag in Frankfurt ebenfalls zu den aktuellen Lohnabschlüssen im Euroraum und damit auch in Deutschland geäußert. Diese bergen nach ihren den Worten das Risiko einer hartnäckig hohen Inflation. "Die jüngsten Tarifabschlüsse haben die Inflationsrisiken erhöht", sagte Lagarde auf der Pressekonferenz nach der Zinserhöhung der EZB. Dies gelte besonders dann, wenn auch die Gewinnspannen der Unternehmen hoch blieben.