Nach mehrfachen Verzögerungen ist das umstrittene Berliner Humboldt Forum am Dienstag eröffnet worden.
Video Humboldt Forum feierlich eröffnet

Es ist vollbracht: Nach mehrfachen Verzögerungen ist das Berliner Humboldt Forum am Dienstag feierlich eröffnet worden. Das Zentrum für Kultur, Kunst und Wissenschaft wurde hinter der rekonstruierten Fassade des Berliner Schlosses errichtet. Insgesamt hat das Projekt, das nach den Plänen des italienischen Architekten Franco Stella verwirklicht worden ist, rund 680 Millionen Euro gekostet. Die Kostenobergrenze war in der Vergangenheit wiederholt angehoben worden. Kulturstaatsministerin Monika Grütters zeigte sich am Dienstag erleichtert: "Ich bin stolz und glücklich, dass wir endlich, fast im Kosten- und Zeitplan, dieses großartige Kulturvorhaben Deutschlands dem Publikum, für das wir es ja gemacht haben, zur Verfügung stellen können. Und ich bin gespannt auf die Reaktionen. Aber ich freue mich auch drauf. Das rund 40.000 Quadratmeter umfassende Gebäude im Herzen Berlins teilen sich zwei Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, das Land Berlin, die Humboldt-Universität und die Stiftung Humboldt Forum. Gezeigt werden Exponate aus Asien, Afrika, Amerika und Ozeanien sowie Objekte zur Geschichte Berlins. Die Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte werde hier bald eine zentrale Rolle spielen, kündigte Grütters bei der Eröffnungszeremonie an: "Das Humbold Forum soll und wird mit Sicherheit ein Ort der Debatten, auch der Kontroversen sein. Genau dafür haben wir es errichtet. Denn interkulturelle Verständigung und vor allem das Angebot der Weltkulturen hier im Haus, der außereuropäischen Kulturen, fordert natürlich auch zur Diskussion heraus. Und wir werden unseren eigenen Standpunkte immer wieder abgleichen müssen anhand dessen, was hier gezeigt wird. Ich bin zuversichtlich, dass das aber ein fruchtbarer und fortschrittlicher Dialog sein wird." Begleitet wurde die Eröffnungsfeier am Dienstag von Protesten. Denn über die künftigen Ausstellungsstücke war bereits im Vorfeld heftig gestritten worden. Kritiker fordern die Rückgabe von Kunst aus Afrika. Auch die Demonstranten bei der Eröffnung forderten die Rückgabe von Kulturgütern und die Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte. Neben dem Gebäude selbst ist auch die vom nächsten Jahr an geplante Präsentation von Benin-Bronzen umstritten. Museen aus Deutschland und Nigeria sowie die politische Ebene verhandeln derzeit über Rückgaben. Die Besucher können sich jetzt selbst ein Bild machen: Gezeigt werden zunächst sechs Ausstellungen - unter anderem zur Geschichte des Ortes und zu den Brüdern Humboldt. Später sollen die Sammlungen des Ethnologischen Museums dazukommen.