Video Kostenlos und anonym: Drogentests sollen Leben retten

Video: Kostenlos und anonym: Drogentests sollen Leben retten
STORY: Was steckt drin in Pulver oder Pille? Im Labor der Berliner Gerichtsmedizin landen Rauschmittel aller Art auf dem Tisch. Bisher hauptsächlich bei Ermittlungen zu Todesfällen. Seit gut einem Monat können Menschen in der Bundeshauptstadt hier aber auch kostenlos und anonym ihre Drogen testen lassen. Mit dem laborgestützten "Drug-Checking" ist Berlin ein Vorreiter in Deutschland. Anette Hoffmann koordiniert das Pilotprojekt, nach vielen Jahren, in denen sie versucht hat, es auf den Weg zu bringen. Die Sozialpädagogin arbeitet bei der Suchthilfeeinrichtung "Fixpunkt", einer der drei Beratungsstellen in Berlin, an denen Konsumentinnen und Konsumenten psychoaktive Substanzen zum Testen abgeben können. Bislang nur einmal in der Woche. "Und die ersten, die halt kommen, die wir beraten können, wo wir die Substanzen entgegennehmen können, die haben halt Glück. Und die anderen müssen leider wieder weggeschickt werden, weil wir halt in zwei Stunden auch nur ein gewisses Kontingent schaffen. Also die Nachfrage ist größer als das, was wir leisten können." Jede Pille und jedes Pulver wird fotografiert und dokumentiert, um das Analyseergebnis später auf der Webseite des Projekts veröffentlichen zu können. Die Drogen selbst kommen per Kurier ins Labor. Manchmal sorgt schon die Farbe einer Probe für Argwohn. Was genau und vor allem, wie viel in diesem verdächtig gelben Pulver steckt, wird mittels Laboranalyse gecheckt. Zwei bis drei Tage dauert es, bis das Ergebnis vorliegt. Der Leiter der Forensischen Toxikologie am Berliner Institut, Stefan Scholtis, wertet das Projekt als großen Gewinn, und zwar nicht nur, weil man so sehen könne, welche Drogentypen auf dem Markt seien. "Man erreicht Gruppen von Menschen, von Konsumenten, die normalerweise nicht angesprochen werden können. Und wir schaffen ein Bewusstsein dafür, dass Drogenkonsum generell schädlich ist. Und vielleicht kann man den einen oder anderen dann doch überzeugen, die Finger davonzulassen. Und ich denke für jeden, den wir da erreichen, das ist ein Gewinn und wir sollten das weiter tun und weiter verstärken." Für die Analyse wird eine Tablette oder eine kleine Menge Pulver benötigt. Anschließend werden die Proben vernichtet, an die Beratungsstellen wird nur das Ergebnis zurückgegeben. Immer wieder zeigt die Analyse Überdosierungen. Wie oft, hat die Toxikologen laut Scholtis überrascht. "Und wenn man jetzt aber eine Tablette einnimmt, die hat einen deutlich höheren Wirkstoffgehalt, doppelt oder Faktor drei, dann kann das halt schon zu erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen bis eben auch zum Todeseintritt." Risiken zu minimieren und über die Folgen von Drogenkonsum aufzuklären, ist Ziel des Projekts. "Wo man dann wirklich sagen kann zu den Leuten: 'Ey, wirklich, teste ein Achtel dir an und testet euch langsam vor und passt auf Set und Setting. Und halt wirklich noch so ein paar 'Safer Use'-Tipps mit auf den Weg geben kann." Laut Hoffmann nehmen vor allem Leute aus der Partyszene das Angebot an. Bei Sommer, Sonne, Festivals kommen schnell Drogen ins Spiel. Was halten Besucher auf einer Berliner Technoparade oder beim Kölner CSD von dem Pilotprojekt? "Ja, es gibt viel Scheiße im Umlauf. Deswegen ist es gut, wenn die Leute wissen, was sie nehmen." "Naja, also, illegal ist illegal. Punkt. Ich finde, auf so welchen Veranstaltungen, gerade bei so einem Wetter, sollte man so verantwortungsvoll sich gegenüber sein und das vielleicht lassen." Drug-Checking könnte künftig an Fahrt aufnehmen. Der Bundestag hat Ende Juni ein Gesetz verabschiedet, das den Bundesländern entsprechende Projekte ermöglicht. In seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause gab auch der Bundesrat Anfang Juli grünes Licht dafür.
Bei einem Pilotprojekt in Berlin können Konsumenten ihr Ecstasy, Kokain oder andere psychoaktive Substanzen im Labor der Gerichtsmedizin analysieren lassen. Wie häufig die Wirkstoffe in den Proben zu hoch sind, hat die Toxikologen überrascht.

PRODUKTE & TIPPS