Untergang von Luxusyacht Video von Tauchern entlastet die Crew der "Bayesian"

Die Luxusyacht Bayesian unter Segeln
Der Untergang der "Bayesian" vor Sizilien gibt noch immer Rätsel auf
© NPK ANSA/Perini Navi Press Office handout Palermo Italy / Imago Images
Die Luxusyacht "Bayesian" ist vor zwei Monaten vor Sizilien gesunken. Nun liefern von Tauchern gedrehte Videos des Wracks neue Erkenntnisse zur Unglücksursache.

Mehr als zwei Monate liegt die "Bayesian" schon vor Sizilien auf dem Grund des Mittelmeers. Die italienische TV-Sendung "Quarta Repubblica" hat vor Kurzem ein Video veröffentlicht, das Taucher einer Spezialeinheit der italienischen Marine gedreht haben sollen. Es zeigt das Wrack in rund 50 Metern Tiefe und vor allem: mit geschlossenen Klappen und Türen.

Die Mailänder Tageszeitung "Il Giornale" hat die Aufnahmen genauer analysiert. Demnach sind die Taucher über die Backbord-Seite – von hinten nach vorn gesehen die linke Schiffsseite – ins Schiff gelangt und nicht etwa über die große Heckklappe. Das dürfte heißen, dass diese geschlossen war und noch immer ist.

Die Verantwortlichen der Werft, auf der die "Bayesian" gebaut worden war, hatten bisher der Crew die Schuld für den Untergang des Schiffes zugesprochen. Das Video der Taucher bestätigt auch die Aussagen von Kapitän Karsten Börner. Der hatte mit seinem Schiff nahe der "Bayesian" gelegen und unter anderem dem "Spiegel" gesagt, dass die Türen und Klappen der Luxusyacht vor ihrem Untergang geschlossen gewesen seien. Fotos von seinen Gästen an Bord bestätigen das.

Heckklappe der "Bayesian" geschlossen

Spätestens jetzt scheidet das Eindringen von Wasser durch eben dieses "Garagentor" im Heck als Ursache für den Untergang der "Bayesian" aus. Und auch die wasserdichte Tür zum Maschinenraum war dicht verschlossen, sodass die Marine-Taucher sie mit schwerem Gerät aufbrechen mussten, berichtet "Il Giornale". Neben dem Motor ist dort auch die Stromversorgung des Schiffes untergebracht. Dass der Strom vor dem Untergang ausfiel, deutet auf einen Wassereinbruch im Maschinenraum hin. Nur, wenn das Wasser nicht über Heck und durch die Tür in den Maschinenraum eingedrungen sein kann: Woher kam es dann?

Denkbar wäre, dass durch ein Leck unbemerkt schon vor dem Sturm viel Wasser von unten in die "Bayesian" eingedrungen ist. Die Kraft des Sturmes drückt das Schiff auf eine Seite, das Wasser im Rumpf fließt hinterher und überflutet die Stromversorgung. Das Gewicht des Kiels reicht angesichts der Wassermassen im Schiff und der Stärke des Sturmes nicht mehr aus, um die "Bayesian" wieder aufzurichten. Über womöglich zerbrochene Fenster dringt noch mehr Wasser ein, und das Schiff sinkt binnen Minuten.

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Ein drittes Detail des Videos deutet auf einen möglichen Fehler der Besatzung hin. Trifft ein Sturm ein Schiff, das vor Anker liegt, so startet man normalerweise die Maschine und dreht den Bug in den Wind. Damit verringert man die Angriffsfläche für den Wind auf das Schiff und die Zugkräfte vom Anker, damit er weiterhin hält. Doch der Gashebel der "Bayesian" wurde laut der Zeitung nicht betätigt. Warum nicht? 

Untergang durch Wasser im Schiff

Die wichtigste Frage, die die zuständige Staatsanwaltschaft von Termini Imerese beantworten muss, lautet also: Wie konnte so viel Wasser in das Schiff eindringen, dass es sank? Vor allem, wenn es offenbar nicht über die große Heckklappe in den Maschinenraum geströmt ist.

Diese neuen Indizien deuten darauf hin, dass womöglich doch eher ein Fehler der Werft statt ein Fehler der Schiffscrew den Untergang der "Bayesian" verursacht hat. Hat die Werft die Konstruktion des Schiffes richtig berechnet? Stimmten Qualität und Stärke der Materialien? Gegen einen solchen Fehler der Werft spricht allerdings, dass das Schiff ja seit Jahren die Weltmeere befuhr und das sicherlich nicht der erste Sturm war, in den es geraten ist.

Ermittler gehen vielen Fragen nach

Vielleicht hat auch einfach eine Dichtung von einem der Borddurchlässe nachgeben? All diesen Fragen dürften die Ermittler nachgehen. Aber für definitive Antworten ist es auch mehr als zwei Monate nach dem Unglück zu früh.

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Die mit zehn Besatzungsmitgliedern und zwölf Passagieren besetzte Segeljacht "Bayesian" war am 19. August vor der Küste der italienischen Mittelmeerinsel Sizilien in einem Sturm gesunken. Sieben Menschen kamen bei dem Unglück ums Leben, 15 Passagiere und Besatzungsmitglieder konnten gerettet werden. Unter den Toten war der britische Milliardär Mike Lynch sowie dessen 18-jährige Tochter. Lynch hatte seine Familie und Freunde auf die Yacht eingeladen, um seinen Freispruch im Prozess um einen Milliardenbetrug zu feiern.

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